In etwas mehr als 48 Stunden hat die Sea-Watch 4 in 6 Rettungsaktionen 455 Menschen aus Seenot gerettet. Nun wurde dem Rettungsschiff Trapani auf Sizilien als sicherer Hafen zugewiesen.
Seit Freitagabend ist die Crew der Sea-Watch 4 unermüdlich im Einsatz und hat in etwas mehr als 48 Stunden 6 Rettungseinsätze durchgeführt. Nachdem die Sea-Watch 4 am Donnerstagabend einen ersten Seenotfall bergen konnte, wurden am darauffolgenden Tag über 250 Personen Personen aus 3 weiteren Seenotfällen an Bord der Sea-Watch 4 in Sicherheit gebracht. Weder die italienischen noch die maltesischen Behörden sind der anschließenden Forderung nach der Zuweisung eines sicheren Hafens nachgekommen.
Trotz eines bereits gefüllten Decks und einer erschöpften Besatzung wurden am vergangenen Samstag in zwei weiteren Rettungsoperationen weitere 148 Menschen aus zwei überfüllten Holzbooten gerettet. Eines der Boote trieb bereits seit 3 Tagen auf dem Meer. Obwohl es sich in der maltesischen Such- und Rettungszone befand und die Koordinaten den Behörden bekannt waren, wurde keine Rettungsaktion eingeleitet. Gestern musste eine der geretteten Personen aufgrund des kritischen medizinischen Zustandes von italienischen Behörden evakuiert werden.
Das medizinische Personal betreut derzeit die Geretteten, unter denen sich zahlreiche unbegleitete Minderjährige, schwangere Frauen und Kinder befinden. Viele von ihnen sind von ihrer Zeit in Libyen schwer traumatisiert. Einige berichten davon, wie sie bereits mehrfach den Versuch über das Mittelmeer gewagt haben, jedoch gegen ihren Willen von der sogenannten Libyschen Küstenwache zurück in das Bürgerkriegsland geschleppt wurden.
Erst am Samstagmorgen wurde die Besatzung der Sea-Watch 4 Zeugin einer gewaltvollen Rückführung durch die sogenannte Libysche Küstenwache und beobachtete, wie sie auf die Menschen im Schlauchboot einschlug, um sie anschließend nach Libyen zurück zu schleppen. Mit Hilfe von Kameras und Ferngläsern konnte die Besatzung den Zwischenfall beobachten und dokumentieren. Dies kommt keine zwei Wochen nachdem der Bundestag die deutsche Beteiligung an der EU-Mission IRINI im zentralen Mittelmeer für zwei weitere Jahre zu verlängerte. Zentraler Bestandteil ist dabei auch die Fortsetzung der Ausbildung der sogenannten Libyschen Küstenwache. Die dramatischen Auswirkungen dieser Entscheidung konnte die Sea-Watch 4 in den letzten Tagen hautnah bezeugen. Diese im Bundestag legitimierte Gewalt hat verheerende Konsequenzen für Menschen auf der Flucht und ist ein erschütterndes Ergebnis europäischer Migrationspolitik!
Hier die erschütternden Aufnahmen:
Sowohl unsere Gäste als auch unsere Crew, die in den letzten Tagen unfassbares geleistet hat, sind erschöpft. Wir sind froh, wenn das Schiff in Trapani ankommt und die Gäste endlich von Bord gehen können. Die letzten Tage haben wieder mal unter Beweis gestellt, wie sehr die zivile Flotte im zentralen Mittelmeer gebraucht wird und wie weit die Europäische Union bereit ist zu gehen, um ihre Außengrenzen dicht zu halten