Wir haben zwei sehr anstrengende Wochen hinter uns. Bei unserem zweiten Einsatz in diesem Jahr konnten wir innerhalb weniger Tage 194 Menschen von drei Booten retten. Gestern durften die Geretteten endlich von Bord der Sea-Watch 3 in Messina sicher an Land gehen. Und so kam es dazu:
Am 14. Februar sind wir mit der Sea-Watch 3 nach kurzen Werftarbeiten in Spanien zu unserem zweiten Einsatz im Jahr 2020 aufgebrochen. Dass wir vor Ort weiterhin dringend gebraucht werden, wurde schnell deutlich. Bereits am ersten Tag im Suchgebiet konnten wir 121 Menschen von einem völlig überladenen Schlauchboot auf die Sea-Watch 3 evakuieren.
Die Menschen waren teils extrem geschwächt und wurden von unserem medizinischen Team versorgt. Neben den leider üblichen Verletzungen, Dehydrierung und Unterkühlung mussten sie auch Folternarben behandeln. Auf dem oft langen und beschwerlichen Weg dorthin sind die Menschen furchtbarer Gewalt und Todesgefahr ausgesetzt.
Vier Tage später wurden wir mitten in der Nacht von Watch the Med – Alarm Phone über einen Seenotfall mit 54 Menschen an Bord informiert. Kurze Zeit später entdeckten wir von Bord aus ein weiteres kleines Boot. Am Ende der Nacht und nach zwei erfolgreichen Rettungen konnten sich die insgesamt 194 Gäste und die Crew an Bord der Sea-Watch 3 erst einmal erholen.
Nachdem wir weitere drei Tage auf die Zuweisung eines sicheren Hafens warteten, konnten wir gestern in den Hafen von Messina einfahren, wo alle Geretteten von Bord endlich an Land gehen durften. Wegen des sich in Italien ausbreitenden Coronavirus wurden sowohl unsere Gäste als auch die Crew medizinisch gecheckt. Ergebnis: keine Auffälligkeiten.
Trotzdem müssen Gäste und Crew bis auf weiteres in Quarantäne bleiben. Damit haben wir zwar gerechnet, weil auch das NGO-Schiff Ocean Viking am Sonntag nach dem Einlaufen in den Hafen von Pozzallo unter Quarantäne gestellt wurde, jedoch bleibt für uns die Motivation hinter der Maßnahme äußerst zweifelhaft, denn die strengen Maßnahmen betreffen bislang ausschließlich zivile Rettungsschiffe. Wir akzeptieren medizinische Vorsichtsmaßnahmen, aber dass diese nur für Rettungsschiffe gelten, legt nahe, dass es nicht um die Eindämmung von Krankheiten geht, sondern darum, uns daran zu hindern, Menschen in Seenot zu retten.
Wir geben Menschen in Seenot nicht auf und werden nicht aufhören, bis die Menschenrechte für alle Menschen gelten und niemand mehr auf der Flucht sterben muss. Deine Unterstützung ist dabei unverzichtbar. Nur mit Deiner Einzelspende oder Deinem Beitrag als Fördermitglied können wir weitere Rettungseinsätze durchführen. Ein Menschenleben ist unbezahlbar, Seenotrettung ist es nicht!