Die jüngsten Ereignisse in Italien zeichnen ein dystopisches Bild für die zivile Seenotrettung: Wenige Tage nach der politischen Blockade des Rettungsschiffs Sea-Watch 3 wählt Italien den harten parlamentarischen Rechtsruck. Das Bündnis um die Rechtsradikale Giorgia Meloni und ihrer Partei Fratelli d’Italia, deren Wahlkampf auch auf die Beschränkung von Migration ausgerichtet war, wird stärkste Kraft. Statt sich davon abschrecken zu lassen, schickt Sea-Watch gemeinsam mit solidarischen Akteur:innen ein neues Rettungsschiff ins zentrale Mittelmeer. Die Sea-Watch 5 ist ein 12 Jahre junges Versorgungsschiff von 58 Metern: schneller, größer und effizienter als ihre Vorgängerinnen.
Seit Mittwoch, 21. September 2022, blockieren die italienischen Behörden die Sea-Watch 3. Unter der wiederkehrenden fadenscheinigen Begründung, zu viele Menschen gerettet zu haben, wird das kürzlich veröffentlichte EuGH-Urteil ignoriert. Erst Anfang August erklärte der Gerichtshof jene willkürlichen Hafenstaatkontrollen für unzulässig. Gestern dann entschieden sich mehr als 40% der wählenden Italiener:innen für den harten parlamentarischen Rechtsruck und stimmten somit auch für eine illegitime Einschränkung des Rechts auf Asyl und Migration.
Statt sich von den Ereignissen abschrecken zu lassen, findet Sea-Watch gemeinsam mit der europäischen Zivilgesellschaft eine eindeutige Antwort: die Sea-Watch 5, ein neues Rettungsschiff im Mittelmeer. Nach ausgiebigen Besichtigungen und Prüfungen verschiedener Optionen entschied sich Sea-Watch für den Erwerb der Ocean Don – ein Schiff, das größer, schneller und effizienter ist als alle bisherigen Schiffe, die die Organisation ins zentrale Mittelmeer geschickt hat. Es kann dadurch mehr gerettete Personen aufnehmen, die zudem besser versorgt werden können. Aufgrund seines 2010er Baujahrs ist es mit nur 12 Jahren in einem einwandfreien technischen Zustand und somit besser gerüstet gegen zukünftige Kriminalisierungs- und Abschreckungsversuche. Die Ocean Don wird zeitnah zur Sea-Watch 5 umbenannt und in den kommenden Monaten für ihren ersten Einsatz umgebaut und vorbereitet.
„Der Kriminalisierung von Migration und Seenotrettung durch einen Parteizusammenschluss mit neofaschistischen Wurzeln setzen wir diametrale Werte entgegen. Statt ‚Mother, Italian, Christian’ sagen wir ‚Seenotrettung, Menschenrechte, Sea-Watch 5’.”, so Johannes Bayer, Vorstand von Sea-Watch.
Die Sea-Watch 5 schickt eine solidarische Zivilgesellschaft. Das Schiff ist kein Akt einer Organisation allein, sie ist gelebte Solidarität. Neben zahlreichen privaten Spender*innen, unterstützt auch das Bündnis United4Rescue finanziell. Liza Pflaum, stellvertretende Vorsitzende dazu: „Nach dem Sieg der rechten Allianz in Italien drohen die Menschenrechte im Mittelmeer endgültig unterzugehen. Mehr denn je kommt es jetzt auf die solidarische Zivilgesellschaft an. Mit dem neuen Bündnisschiff setzen wir der tödlichen Abschottungspolitik der EU-Staaten ein starkes Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit entgegen!“