Wir sind am 19. April vom Hamburger Hafen in unsere Mission aufgebrochen, mit klaren Zielen vor den Augen: Menschenleben retten, Öffentlichkeit herstellen und für die Geschehnisse im Mittelmeer zu sensibilisieren, Druck auf Entscheidungsträger auszuüben und Nachahmer zu suchen.
Es war uns von Beginn an klar, dass “Sea-Watch“ – in Anbetracht auf das zu erwartende Ausmaß der Flüchtlingskatastrophe – nur ein Teil von etwas Komplexem sein kann. Doch wir wollten ein Zeichen setzen. Jeder kann tätig werden, niemand muss zuschauen.
„Wenn wir nur ein einziges Leben retten, dann hat es sich schon gelohnt“, sagten wir damals. Inzwischen haben wir im Laufe von drei Monaten etwa 2.000 Personen retten können. Die Medien berichten über uns – bzw. noch viel wichtiger: über die Situation im Mittelmeer.
Und auch „Nachahmer“, Mitstreiter haben wir inspirieren können
Seit Mitte September ist Andreas Müller-Hermann aus München mit seinem Boot zu uns gestoßen: Er hat sich ein Team zusammengestellt, weil er „alleine“ war. Gemeinsam haben sich die fünf auf den Weg nach Lampedusa gemacht und begleiten unsere Crew 7.
Andreas (Skipper und Dipl.-Ingenieur) wurde durch unseren Newsletter auf ein Nautiker-Gesuch aufmerksam und schrieb spontan von sich und seinem Schiff. Harald Höppner fragte ihn schließlich persönlich, ob er sich nicht vorstellen könnte, die “Sea-Watch“ mit einem zweiten Schiff aktiv zu unterstützen. Andreas hatte selber schon diese Idee im Kopf.
Kurzerhand schrieb Andreas Freunde und Bekannte an und suchte nach Mitseglern. Innerhalb von wenigen Tagen hatte er die Crew für sein Segelschiff “Meaalofa“ zusammen. Kosta (Co-Skipper, Marine Ingenieur aus Athen), Florian (Crew, Kitesurflehrer aus Frankreich), Michael (Crew, Segellehrer aus München) und Axel (Crew, Computerspezialist aus München): Alles erfahrene Hochseesegler – vereint in dem Willen, etwas zu tun und den Menschen, die hilflos auf den völlig überfüllten Flüchtlingsbooten unterwegs sind, zu helfen.
Auf Lampedusa eingetroffen, haben Sie an allen Einweisungen und Briefings der Crew 7 teilgenommen und alle notwendigen Infos erhalten. Die Crew um Andreas unterstützt uns bei der Suche, erweitert unser Suchgebiet und meldet über Seefunk und SAT-Telefon der “Sea-Watch“, wenn sie etwas sehen. Alles Weitere übernimmt dann unsere Crew 7, denn für eigene Rettungsaktionen haben Andreas und seine Crew nicht die nötige Ausstattung, um eigenständig tätig werden zu können. Weiterhin helfen sie uns dann, wenn die Bedingungen es zulassen.
„Es ist toll, dass aus dieser ganz spontanen Aktion jetzt tatsächlich etwas geworden ist und dass wir gemeinsam auf einem guten Weg sind und schon, sicher in bescheidenem Umfang, helfen konnten“, so Andreas persönlich.
Wir danken Andreas, Kosta, Florian, Michael und Axel für ihr Engagement. Auch wenn es nicht ihre Aufgabe ist, spielt die Zivilgesellschaft gerade eine äußerst wichtige Rolle bei der Seenotrettung vor Ort. Wir werden vor Ort bleiben, wiederkommen bis die Menschen nicht mehr auf die Boote gezwungen werden und freuen uns über weitere Unterstützer, ob finanziell, ob an Land, oder wie Andreas und seine Crew, auf See.