Nach der Rettung von 56 Personen aus Seenot in internationalen Gewässern am 6. März, setzen italienische Behörden das Schiff Sea-Watch 5 für 20 Tage fest. Zuvor ist ein 17-jähriger Junge an Bord des Schiffes gestorben, nachdem Italien, Malta und Tunesien seine medizinische Evakuierung verweigert hatten. 4 weitere Personen in kritischem Zustand wurden erst nach 9 Stunden auf italienisches Festland gebracht. Die restlichen 51 Personen sowie der Leichnam des Jungen konnten nach politischem und medialem Druck am 8. März in Pozzallo, Sizilien, angelandet werden. Zuvor hatten Behörden das über 1500 Kilometer entfernte Ravenna als Hafen zugewiesen.
6. März: Bei der Rettung von 56 Personen aus einem überfüllten Holzboot entdeckten Crewmitglieder mehrere Personen unter Deck, wovon vier bewusstlos waren. Ein 17-Jähriger erlitt an Bord der Sea-Watch 5 einen Herzstillstand und konnte zuerst wiederbelebt werden. Um 15:05 UTC musste er von den Ärzt:innen an Bord für tot erklärt werden. Bereits um 13:00 UTC drängte die Crew der Sea-Watch bei den zuständigen Behörden auf eine medizinische Evakuierung des Patienten und drei weiterer Geretteter. Alle Küstenstaaten wurden alarmiert, weder Italien, noch Malta, oder Tunesien leiteten eine Evakuierung ein oder übernahmen die Koordination.
Nach der Anlandung der restlichen 51 Überlebenden wurde die Sea-Watch 5 am Abend des 8. März durch italienische Behörden festgesetzt. Die von den Behörden genannten Begründungen sind falsch: Weder hat sich Sea-Watch den Anweisungen der sogenannten libyschen Küstenwache widersetzt, vielmehr reagierte das libysche Schiff Fezzan wiederholt nicht auf Kontaktaufnahme per Funk, während es dutzende Menschen eines anderen Seenotfalls an Bord brachte, um sie gewaltvoll nach Libyen zurück zu schleppen. Die von Sea-Watch mehrfach adressierten tunesischen Behörden sprachen zunächst kein englisch, wiesen dann jede Verantwortung für eine medizinische Evakuierung von sich und ordneten uns an, Italien zu kontaktieren.
Erst Mitte Februar hatte das oberste italienische Berufungsgericht bestätigt, dass sogenannte Pushbacks nach Libyen völkerrechtswidrig sind. UN-Expert:innen sprechen von der Beteiligung libyscher Behörden an Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen Personen auf der Flucht.
Oliver Kulikowski, Sprecher von Sea-Watch: “Die Festsetzung der Sea-Watch 5 ist ein rein politisches Manöver. Italien scheint jedes Mittel recht zu sein, um von seiner unterlassenen Hilfeleistung abzulenken.”