Der Wahnsinn geht weiter: Inzwischen sitzt die Sea-Watch 3 seit 20 Tagen im Hafen von Valetta fest. Seither sind nachweislich 233 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken, die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Die Leben der Verzweifelten hätten womöglich gerettet werden können, hätten die maltesischen Behörden uns sowie die Schiffe Lifeline und Seefuchs unserer Schwesterorganisationen nicht unter fadenscheinigen Gründen am Auslaufen gehindert.
Im inszenierten Streit um die Klassifizierung und Beflaggung der Sea-Watch 3 ist das Schiff von Inspekteuren aus dem Flaggenstaat Niederlande kontrolliert worden. Größere Beanstandungen gab es offenbar nicht, eine offizielle Bestätigung dessen steht aber weiter aus. Von maltesischer Seite gibt es außer des bekannten Auslaufverbots keine weiteren belastbaren Aussagen.
Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass hier ein politisch motiviertes schmutziges Spiel gespielt wird. Die migrationsfeindlichen Protagonisten der europäischen Politikerriege ziehen die Mauern der Festung Europa weiter hoch. Menschenleben afrikanischer Flüchtlinge spielen dabei keine Rolle, im Gegenteil: Tote werden im Sinne einer vermeintlichen Abschreckung billigend in Kauf genommen. Und wer das, wie die zivilen Seenotretter*innen, nicht einfach hinnimmt, wird ohne rechtliche Grundlage an die Kette gelegt.
Aber: Wir geben nicht auf! Wir lassen uns nicht davon abhalten, Leben zu retten. Mit unseren juristischen Berater*innen prüfen wir, wie wir gegen die Blockade der Sea-Watch 3 rechtlich vorgehen können. Gleichzeitig suchen wir nach Alternativen – das Chartern eines fremden Schiffs ist zum Beispiel eine Option. Welchen Weg wir auch gehen, er wird Kosten verursachen, die wir so nicht eingeplant haben. Deshalb sind wir Dir sehr dankbar, wenn Du uns in dieser schwierigen Situation mit Deiner Spende oder als Fördermitglied weiter den Rücken stärkst!
Wir können Dir versichern: Du bist mit Deinem Support nicht allein. Uns hat eine Welle der Solidarität erreicht, die bei vielen von uns für feuchte Augen gesorgt hat. Zehntausende sind im Rahmen der Seebrücke – Demos deutschlandweit für eine menschliche Migrationspolitik und das Ende der Schiffsblockaden auf die Straße gegangen. Außerdem haben viele Prominente für Sea-Watch das Wort ergriffen, von Canan Bayram, Anton Hofreiter und Gregor Gysi über Benno Führmann bis hin zu den Toten Hosen, Culcha Candela und ZSK.
Vielen, vielen Dank dafür. Wir versprechen Euch allen: Sea-Watch hört nicht auf, wir legen jetzt erst richtig los!
EKD-Präses Rekowski besucht festgesetzte Seenotretter
Die Crew der Sea-Watch 3 hat sich gefreut, am Montag Präses Manfred Rekowski an Bord des Schiffes begrüßen zu dürfen. Der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist nach Malta gereist, um sich ein Bild von der Lage der festgesetzten Retter*innen machen. Der Migrationsexperte der EKD, die unsere Moonbird Luftaufklärungsmission jährlich mit mehreren zehntausend Euro unterstützt, sagte unmittelbar vor dem Besuch bei uns: „Es geht bei dieser Reise nicht darum, abstrakt über strukturelle, rechtliche Veränderungen der Asylpolitik zu sprechen, sondern zu fragen, was das konkret für die Menschen bedeutet“. Nach dem Zusammenkommen ergänzte Rekowski in einer Videobotschaft bewegt: „Hier wird unterlassene Hilfeleistung gewissermaßen angeordnet – das ist ein Skandal“. Wie die Reise weitergeht, kannst Du unter anderem auf der Facebook-Seite der EKD verfolgen.
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