Das Rettungsschiff Sea-Watch 3 war am 10. Oktober ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. In bislang 7 Rettungseinsätzen in der Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste konnte die Crew über 400 Menschen aus Seenot retten. Unterstützt wurde sie dabei von Sea-Watchs Aufklärungsflugzeug Seabird.
Am Sonntagmorgen, 17. Oktober 2021, konnte die Besatzung der Sea-Watch 3 in einer ersten Rettungsoperation 66 Menschen aus einem überfüllten Holzboot sicher an Bord des Schiffes bringen, nachdem Behörden und Schiff von der Organisation Alarmphone über einen Seenotfall informiert wurden. Nur kurze Zeit später sichtete die Crew des Sea-Watch Aufklärungsflugzeugs Seabird ein weiteres Boot in Seenot. Die 54 Menschen des seeuntauglichen Schlauchboots, darunter zwei schwangere Frauen, konnten ebenfalls sicher an Bord der Sea-Watch 3 verbracht werden.
In den frühen Morgenstunden des 18.10.2021 sichtete die Besatzung einen weiteren Seenotfall auf dem Radar, aus einem Holzboot konnten 73 Menschen geborgen werden. Zwei weitere Schlauchboote in Seenot wurden von der Crew per Fernglas entdeckt. Die 70 bzw. 59 Menschen konnten in zwei weiteren Rettungseinsätzen ebenfalls sicher an Bord der Sea-Watch 3 gebracht werden.
Am frühen Nachmittag des heutigen Montags sichtete unser Aufklärungsflugzeug ein weiteres Boot in Seenot. Nachdem das Boot Luft verlor, zu sinken drohte und Menschen ins Wasser fielen, konnten in einer schwierigen Rettung alle geborgen und in Sicherheit an Bord unseres Schiffes gebracht werden. Gleiches gilt für die Insassen eines siebten Boots in Seenot, das unsere Besatzung während des Rettungseinsatzes entdeckte.
Mit den insgesamt 90 Menschen aus den beiden Rettungseinsätzen des heutigen Nachmittags befinden sich nun insgesamt 412 Gerettete an Bord der Sea-Watch 3. Viele davon sind Minderjährige und Kinder. Die Menschen werden von der Crew der Sea-Watch 3 betreut und medizinisch versorgt. Zahlreiche Gerettete weisen chemische Verbrennungen durch die hochätzende Mischung aus Benzin und Salzwasser auf, die sich in den Booten sammelt.
“Bei jedem unserer Einsätze wird die katastrophale Rettungslücke deutlich, die europäische Staaten an der tödlichsten Grenze der Welt geschaffen haben. Innerhalb weniger Stunden konnten wir hunderte Menschen retten, für viele kommt aber jede Hilfe zu spät. Wer den Schutz von Grenzen höher als den Schutz menschlichen Lebens stellt, hat jedes Todesopfer im Mittelmeer mitzuverantworten”, sagt Philipp Hahn, Einsatzleiter an Bord der Sea-Watch 3.
Über 1400 Menschen sind laut IOM 2021 bereits im Mittelmeer ertrunken, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss. Über 25.000 Menschen wurden im Auftrag Europas völkerrechtswidrig zurück nach Libyen geschleppt, wo ihnen schwerste Menschenrechtsverletzungen drohen. Allein am gestrigen Sonntag konnte die Crew unseres Aufklärungsflugzeugs Seabird zwei dieser illegalen Pullbacks durch die sogenannte libysche Küstenwache bezeugen.
Erst vergangene Woche fiel in Italien ein wegweisendes Urteil: Ein Kapitän des Handelsschiffes Asso Ventotto wurde wegen Auslieferung von Flüchtenden erstinstanzlich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er hatte gerettete Flüchtende der sogenannten libyschen Küstenwache übergeben, die diese völkerrechtswidrig nach Libyen zurück schleppte.
“Wir sind sehr glücklich, dass wir zu den Rettungen der Sea-Watch 3 beitragen konnten. Viel häufiger müssen wir jedoch Menschenrechtsverletzungen und illegale Rückführungen aus der Luft beobachten. Es ist ein wichtiges Zeichen des Gerichts, dass auch Völkerrechtsbruch durch die Handelsschifffahrt nicht ungestraft bleiben darf”, so Felix Weiss, Sprecher Sea-Watch Airborne.