Joy – Freude. Diesen Namen gaben ihr ihre Eltern vor vielen Jahren, als sie noch zu jung war um zu verstehen, dass sie in Nigeria nichts als Elend und Armut erwartet. Die massive Stichnarbe am Bauch lies sie es spüren, noch bevor sie 15 wurde. Freudig strahlt hingegen die darüber tätowierte Sonne, die ihr bei jedem Blick in den Spiegel bessere Zeiten verspricht.
Keine fünf Jahre später sitzt sie auf dem Deck der Sea-Watch 2 und beobachtet wie ihre Schicksaalgenossinnen abgeborgen werden. Mitternachts hatten sie in Libyen gemeinsam das große Schlauchboot bestiegen, das sie in nur wenigen Stunden nach Europa zu bringen sollte. Als unser Schnellboot sie fand, waren sie bereits seit über acht Stunden auf dem Wasser.
Seegang, Furcht und Atemnot hatten ihr alle Kräfte geraubt, so wurde sie gemeinsam mit vier anderen Frauen von uns an Bord genommen. Hier kam die Hilfe gerade noch rechtzeitig: Zwei von ihnen waren bereits bewusstlos.
In den Händen unseres medizinischen Teams fanden Alle wieder zumindest zu den nötigsten Kräften, um die Überfahrt nach Europa sicher zu überstehen.
Auf die Monate in Libyen angesprochen, die sie vor der Abfahrt verbringen mussten, schloss Joy nur die Augen und schüttelte den Kopf. Dieser Tag zeigt einmal mehr, welche Strapazen so viele Menschen für die Aussicht auf ein gerechteres Leben auf sich nehmen.