Die „Poseidon“ wird bald im Mittelmeer Menschenleben retten
In einem verdeckten Bieterverfahren konnte das Bündnis United4Rescue mit der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch das frühere Forschungsschiff „Poseidon“ ersteigern. Der Hashtag des Bündnisses #wirschickeneinSchiff soll noch im Frühjahr Realität werden.
Bis Ende 2019 war die „Poseidon“ als Forschungsschiff im Einsatz. Sie ist hinsichtlich ihrer Größe und ihrer technischen Daten sehr gut geeignet, um demnächst für die Seenotrettung eingesetzt zu werden. Es sind noch Umbauten nötig, bevor das Schiff neue Aufgaben übernehmen kann. „Wir benötigen vor allem eine gute Krankenstation an Bord“, stellt Thies Gundlach fest, Vorsitzender des Trägervereins Gemeinsam Retten e.V. „Durch die bisher von Sea-Watch durchgeführten Einsätze wissen wir sehr genau, wie ein Rettungsschiff ausgestattet sein muss, damit gerettete Menschen versorgt und sicher an Land gebracht werden können“, ergänzt Haidi Sadik, Sprecherin von Sea-Watch.
Der Zweite Vorsitzende von Gemeinsam Retten e.V., Michael Schwickart, der selbst schon als Seenotretter im Einsatz war, erinnert daran, dass das Schiff z.B. auch noch Beiboote braucht: „Schnelle Schlauchboote sind nötig, um nah genug an Boote in Seenot heranzukommen und Menschen erstversorgen oder sie aus dem Wasser ziehen zu können. In diesen Situationen geht es um Minuten.“
Die Umbauten halten sich aber in einem überschaubaren Rahmen, meint Schwickart. Mit dem Umbau des Schiffes soll umgehend begonnen werden. Sea-Watch und United4Rescue hoffen, dass das Schiff bereits zum Osterfest in den Einsatz fahren kann.
Dank vieler Organisationen und Einzelpersonen, die für den Erwerb des Schiffes gespendet haben, konnte United4Rescue gemeinsam mit Sea-Watch den Zuschlag im Bieterverfahren erhalten. „Was für ein großartiger gemeinsamer Erfolg! Wir sind sehr, sehr dankbar“, sagt Gundlach. Weitere Spenden werden nun benötigt, um die Umrüstung des Schiffes zu gewährleisten. Ist das geschehen, will das Bündnis auch die Einsätze anderer Seenotrettungsorganisationen unterstützen. „Die Seenotrettungsorganisationen haben ein gemeinsames Ziel, wir helfen uns also gegenseitig“, betont auch Johannes Bayer, Vorsitzender von Sea-Watch. „Das Sterben im Mittelmeer muss ein Ende haben!“
Hintergrund
Das Bündnis United4Rescue wurde vor zwei Monaten, am 3. Dezember 2019, gegründet. Ihm gehören inzwischen weit mehr als 300 Institutionen, Vereine, Firmen und Initiativen an. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (www.united4rescue.com/partners). Die Initiative für ein zusätzliches Rettungsschiff und für das Bündnis ging von der Evangelischen Kirche aus. Das Bündnis geht längst weit über kirchliche Grenzen hinaus.
Das Bündnis steht für vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik:
1) Seenotrettung ermöglichen,
2) Kriminalisierung der Seenotrettung beenden,
3) Faire Asylverfahren gewährleisten und
4) den „Sicheren Häfen“ ermöglichen, aktiv zu werden.
Die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch ist direkter Kooperationspartner für das erste Projekt des Bündnisses, die Seenotrettung im Mittelmeer durch ein zusätzliches Rettungsschiff zu verstärken: #wirschickeneinSchiff.
Seit 2015 hat Sea-Watch Erfahrung bei der Seenotrettung und dabei vielen Tausend Menschen das Leben gerettet. Die Organisation wird neben ihrer aktuellen Mission der Sea-Watch 3 den Betrieb eines weiteren Schiffes gewährleisten. Sea-Watch ist selber Mitglied im Bündnis.