Gestern, gegen 14:30 Uhr haben wir nach etwa 3 Stunden eine weitere Rettung von 105 Flüchtlingen abschließen können.
Ablauf der Rettungsaktion
Gegen 11:30 Uhr wurde ein großes Schlauchboot entdeckt.
Step 1:
- RIB ist zu Wasser gelassen
- Küstenwache wurde informiert
- Rettungswesten, Rettungsinsel & Trinkwasser verladen
Step 2:
- Boot hatte einlaufendes Wasser am Heck
- 105 Personen, 1 Verletzter
- Wasserversorgung der Flüchtlinge
- Ankunft der Küstenwache in etwa 1,5 bis 2 Stunden
- Ausgeben der Rettungswesten
Step 3:
- Küstenwache und weiteres Schiff erscheinen am Horizont
- Küstenwache nimmt später alle Flüchtlinge auf
- Wir bekommen die Rettungswesten wieder ausgehändigt
- Fahrt zurück zur Sea-Watch
Persönliches zur Rettung
Die 105 Menschen die wir bei diesem Einsatz retten konnten, kamen aus Tripolis, der Hauptstadt Libyens. Dort lebten sie auf der Straße oder wurden eingesperrt – die letzten beiden Nächte vor der Abfahrt mussten sie in einem „Hotel“ verbringen.
Am Abend vom 8. Juli wurden sie um 23.00 Uhr rausgeholt und in einen Container verladen. Sie wussten während der Fahrt nicht, wo sie hingefahren werden. Nach circa 45 Minuten Fahrt, hielten sie östlich von Tripolis.
Hier mussten sie über den Strand, um dieses Billigboot mit erschreckend fraglichem Motor, ohne Satellitentelefon, ohne Navigationsgerät zu besteigen. Es waren zwei Boote mit Geflohenen, ein drittes Boot ist ein Stück voraus gefahren – bis es abbog und die Flüchtlinge anhielt, „immer geradeaus“ nach Norden zu fahren.
Von 105 Menschen hatten zwei (!) eine Schwimmweste an.
Als wir das Boot vorfanden, floss über dem Heckspiegel schon Wasser in das Boot ein.
Unser Schnellboot versorgte die Flüchtlinge mit 100 Schwimmwesten und auch eine Rettungsinsel wurde vorbereitet.
Und nun ging es darum, die Zeit beruhigend zu überbrücken, bis die großen Schiffe eintrafen.
Es war reines Glück, dass wir das Gummiboot am Horizont entdeckt haben, wir waren das einzige Schiff in diesem Seegebiet. Zwei Stunden später wären sie mit Sicherheit untergegangen…so ist niemand zu Schaden gekommen.