Zwei Schiffe der Allianz #united4med haben trotz rauer Wetterbedingungen am Donnerstagnachmittag die Segel gesetzt, um das spanische Fischerboot #NuestraMadreLoreto zu unterstützen, das bei einem Sturm in Schwierigkeiten geraten war. Das Schiff sitzt seit mehr als einer Woche mit 12 Geretteten auf See fest, da ihnen noch kein sicherer Hafen zugewiesen wurde. Die europäischen Behörden schlugen der Besatzung sogar vor, die Geretten in das vom Krieg zerstörte Libyen zurückzubringen. Gleichzeitig muss die Sea-Watch 3 einen mehrere hundert Meilen langen Umweg zurücklegen, da ihr das Einlaufen in einen tunesischen Hafen und dortiges Betanken verweigert wurde.
Der humanitäre Raum an der tödlichen Grenze Europas schrumpft ständig, und sowohl die Logistik für Such- und Rettungs-Operationen als auch das an Land bringen von auf See geretteten Menschen wird zu einem ständigen Kampf mit einer Europäischen Union, die lieber will, dass die Menschen ertrinken, als dass sie an europäischen Küsten ankommen.
Mit der europäischen Politik, den Fluchtweg über das zentrale Mittelmeer mit allen notwendigen Mitteln zu schließen, kann auch das von Bord bringen von seekranken Journalisten und das Tanken heutzutage zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Anfang dieser Woche versuchte die Sea-Watch 3 Schutz vor den rauen Wetterbedingungen zu suchen und in Tunesien zu tanken, aber dem Schiff wurde es verweigert, in einem Hafen anzulegen. Immer mehr Länder stoppen alle noch so kleinen logistischen Unterstützungen für NGO-Such- und Rettungsschiffe, entziehen sich ihrer Verantwortung oder wollen sich überhaupt nicht mit dem Thema Migration im Mittelmeer befassen.
In der Zeit, die die Sea-Watch 3 darauf wartete, in einen Hafen fahren zu dürfen, wurde ein Journalist an Bord schwer seekrank, gleichzeitig traten technische Probleme mit den Maschinen auf, die im Hafen leicht hätten vermieden werden können. Da keine Lösung in Sicht ist, musste der Kapitän beschließen, die verbleibende Treibstoffreserve zu nutzen, um zum Tanken in ein anderes Land zu fahren. Dies bedeutet nicht nur hohe Mehrkosten, sondern birgt auch das Risiko von schweren Schäden an den Maschinen, da keine Wartung durchgeführt werden kann. Außerdem muss der seekranke Journalist nun für die gesamte Strecke von mehreren hundert Seemeilen an Bord bleiben. Schlimmer noch, das Schiff wird für Tage in der SAR-Zone fehlen, wo jedes Rettungsschiff dringend benötigt wird.
Gleichzeitig unternehmen die beiden anderen Schiffe der #united4med-Flotte, die „Mare Jonio“ von Mediterranea und die „Open Arms“, eine schwierige Operation zur Unterstützung der tapferen spanischen Fischer, die letzte Woche 12 Menschen aus Seenot gerettet hatten. Im Gegensatz zu den europäischen Regierungen halten sie im Mittelmeerraum immer noch an der Rechtsstaatlichkeit fest. Die Aufforderung der spanischen Regierung, die Menschen in einem libyschen Hafen von Bord zu bringen, wäre ein Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention und ein Verstoß gegen das Non-Refoulement-Prinzip.
„Diejenigen, die von der so genannten libyschen Küstenwache nach Libyen zurückgebracht wurden, erwartet rechtswidrige Inhaftierung, Folter und Tod. Ein libyscher Hafen kann keineswegs als sicher angesehen werden„, sagt der Vorsitzende von Sea-Watch, Johannes Bayer, derzeitiger Missionsleiter der Sea-Watch 3.
Die Situation auf der #NuestraMadreLoreto ist angespannt. Zum Einen aufgrund des Gesundheitszustandes der geretteten Personen aber auch, weil die Treibstoff- und Nahrungsreserven nicht mehr lange halten. „Deshalb schicken wir unsere Schiffe, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten„, sagt Bayer.
Beide Situationen zeigen die schrumpfenden humanitäre Spielräume an Europas Meeresgrenze, an der die dringend benötigten SAR-Operationen der Allianz stattfinden. Ein Bündnis auf See und an Land, in dem die Stadt Valencia bereits ihre Häfen bereitstellt. Ein Angebot, das der Kapitän des spanischen Fischerbootes gerne annehmen würde, um die Menschen in einen sicheren Hafen zu bringen, anstatt sie dem vom Krieg zerrütteten Libyen zu übergeben.
„Der Kapitän der #NuestraMadreLoreto hat gezeigt, dass er ein besseres Verständnis für die geltenden Gesetze hat und dass er mehr Integrität bei der Wahrung der Menschenrechte auf See hat als alle europäischen Regierungen zusammen„, sagt Bayer. „Mit dem Angebot vieler Städte, die auf See Geretteten aufzunehmen, wäre es leicht möglich, diese unwürdige Situation zu beenden. Solange die europäischen Regierungen eine Lösung blockieren, müssen wir den Druck aufrecht erhalten, die Menschenrechte auf See zu verteidigen und für ein Europa der Solidarität zu kämpfen.“