Auch fünf Monate nach der Festsetzung der Sea-Watch 3 durch italienische Behörden geht der juristische Kampf um die Herausgabe des Rettungsschiffs weiter. Während unsere Anwält*innen den Standpunkt vertreten, dass unser Schiff seit Ende Oktober grundsätzlich frei sei, da der Präfekt eine Frist zur Beantwortung unserer Beschwerde hat verstreichen lassen, teilten die Behörden uns zu Wochenbeginn mit, dass über die Aufhebung der Beschlagnahme erst in der zweiten Dezember-Hälfte entschieden werde. Erneut wurde uns kein stichhaltiges juristisches Argument kommuniziert, mit dem die Festsetzung der Sea-Watch 3 begründet werden kann.
Für unser italienisches Team, das federführend um die Herausgabe des Schiffs kämpft, ist der erneute Rückschlag auf dieser emotionalen Achterbahnfahrt genauso frustrierend wie für alle anderen Sea-Watch-Aktivist*innen und Supporter*innen. Immer wenn wir Licht am Ende des Tunnels sehen und glauben, mit der Sea-Watch 3 bald wieder in die SAR-Zone aufbrechen zu können, denken sich die Behörden neue Schikanen aus, die unsere Pläne zunichtemachen. Aber natürlich ist klar: Wir geben nicht auf und setzen alles daran, so schnell wie möglich wieder Menschen vor dem Ertrinken retten zu können!
Wichtig ist mir aber: So sehr das Ringen um die Freigabe des Schiffs Kräfte bindet – Sea Watch ist im Spätherbst 2019 viel mehr und unsere Aktivist*innen engagierten sich in zahlreichen anderen wichtigen Projekten. Natürlich meinen wir an dieser Stelle auch unser Moonbird-Flugzeug, dass in diesem Jahr schon hunderte lebensrettende Flugstunden absolviert hat, aktuell routinemäßigen Wartungen unterzogen wird und kommende Woche wieder startet.
Aber wir meinen auch ein anderes juristisches Großprojekt, die Klage gegen das weiterhin gültige Salvini-Gesetz, das sich nicht nur gegen Sea-Watch, sondern gegen alle NGOs richtet, die im Mittelmeer Leben retten und sich für ein weltoffenes, menschliches Europa einsetzen. Gerne weisen wir auch auf den Prozess um die sogenannten #ElHiblu3 hin. Drei Teenager, die sich als gerettete Schiffbrüchige gegen ihre illegale Rückführung nach Nordafrika stemmten. Wir haben die Drei tatkräftig unterstützt und inzwischen sind die Jugendlichen auch Dank finanzieller Hilfe des Stiftungsfonds Zivile Seenotrettung zumindest vorläufig auf freiem Fuß.
Auch das war noch lange nicht alles. Sea-Watch-Aktivist*innen arbeiten an einer Beilage für Die Tageszeitung (taz), um das Thema Seenotrettung in der Adventsszeit großflächig in die Medien zu bringen. Andere Helfer*innen sorgen dafür, dass Sea-Watch Dir bald auf tausenden Bierdeckeln in Deiner Lieblingskneipe begegnet. Die Liste ist beinahe unendlich und unsere Energie noch lange nicht erschöpft!
Natürlich bleibt das Retten von Menschen aus Seenot im Fokus unserer Aktivitäten. Wie erwähnt arbeiten wir 24/7 daran, mit der Sea-Watch 3 wieder auslaufen zu können. Aber auch alternative Planungen sind bereits fortgeschritten. Worum es genau geht, möchten wir an dieser Stelle noch nicht öffentlich sagen. Aber soviel können wir versprechen: 2020 ist Sea-Watch wieder auf See!
Bis dahin danken wir Dir für die ungebrochene Verbundenheit und Unterstützung – sei es im privaten Rahmen, bei Demos und Events oder als treues Fördermitglied und Spender*in.
Wir alle sind Sea-Watch!