41 Überlebende und 12 Verstorbene eines Schiffsunglücks vor der libyschen Küste stecken noch immer auf einem US-Kriegsschiff fest, nachdem Italien seine Häfen für die Rettung von Schiffen geschlossen hat. Sea-Watch verurteilt nachdrücklich, dass erneut Menschen in Seenot in einem diplomatischen Schwebezustand gehalten werden. Der Streit um die Migration darf nicht auf Kosten der Bedürftigen geführt werden. Ein Überwachungsflugzeug der zivilen Rettungsflotte ist derzeit in der SAR-Zone im Einsatz, um nach weiteren Notfällen und Leichen des gestrigen Schiffbruchs zu suchen. Die Sea-Watch 3 ist derzeit das einzige zivile Rettungsschiff im Mittelmeer und patrouilliert in der SAR-Zone, in unmittelbarer Nähe des US-Kriegsschiffes. Sowohl wir, als auch das US-Kriegsschiff, warten nach wie vor auf Anweisungen, da bisher noch kein Staat die Verantwortung übernommen hat.
Für Rückfragen und für die Vermittlung von Interviewpartnern stehen wir gerne zur Verfügung. Kontakt: presse@sea-watch.org
Um 12.36 Uhr Ortszeit erhielt das Sea-Watch-Büro eine Anfrage eines Kriegsschiffes der US Navy, 41 Überlebende und 12 Verstorbene einer Seenotrettung 20 Seemeilen vor der libyschen Küste zu übernehmen. Als das einzig verbliebene zivile Rettungsschiff im Mittelmeer näherte sich die Sea-Watch 3 der angegebenen Position. „Dass Menschen, die buchstäblich aus dem Wasser geholt werden und zusehen mussten, wie ihre Freunde ertranken, noch immer keinen sicheren Hafen bekommen haben, ist nicht hinnehmbar und ein vernichtendes Zeugnis für die Einwanderungspolitik der Europäischen Union. Der Streit um die Verteilung von Asylbewerbern darf nicht auf Kosten von Menschen in Seenot geführt werden“, sagt Johannes Bayer, Vorsitzender von Sea-Watch und Leiter der aktuellen Mission der Sea-Watch 3. „Wir fordern die europäischen Regierungen auf, eine schnelle Lösung für diese menschenverachtende Tragödie zu finden“.
Dass das italienische Küstenwachenschiff CP941 heute im sizilianischen Hafen von Catania 932 Personen und 2 Leichen an Land bringt, zeigt, welcher Doppelmoral die italienische Regierung folgt. NGO-Schiffe haben konsequent die Verantwortung für Such- und Rettungsaktionen auf der gefährlichsten Migrationsroute der Welt übernommen. Nun sie sind zum Sündenbock der italienischen Regierung geworden, in ihrem Versuch, die übrige EU zur Verantwortungsübernahme gegenüber Menschen in Not zu bewegen und sich an umfassenden Reformen der Migrationspolitik, einschließlich der Dublin-III-Verordnung, zu beteiligen. Sea-Watch fordert daher die europäischen Staaten auf, den Weg zu ebnen für eine politische Lösung dieser Scharade; nach der sicheren Ankunft in Italien gibt es auch viele Wege, die von Rom weiterführen.
Das gestrige Schiffsunglück zeigt den tödlichen Mangel an Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer. Es ist zudem offensichtlich, dass solche Schiffbrüche ohne sichere und legale Überfahrt nach Europa nicht zu verhindern sind. „Wenn die Aquarius nicht auf dem Weg nach Valencia stecken geblieben wäre, hätten diese Menschen vielleicht gerettet werden können“, sagt Bayer. Noch immer gibt es keine bestätigte Zahl der Ertrunkenen, da wahrscheinlich nicht alle Leichen gefunden werden konnten. „Wir fordern die europäischen Staaten auf, Verantwortung zu übernehmen und nicht mehr mit Menschenleben auf See zu spielen“, sagt Bayer.
Für Anfragen erreichen Sie uns unter presse@sea-watch.org
Bilder und Videos der aktuellen Mission finden Sie hier:
https://www.dropbox.com/sh/5c3735irn9iy8ih/AACms4z95tdMFlBRJS2mDsOha?dl=0
Credit: Erik Marquardt / Sea-Watch.org
Weiter Bilder und Video unserer Missionen finden sich unter (Credit as stated):