Diese Woche beginnt die bewaffnete Phase II der sogenannten Mission “Sophia” – besser bekannt auch als der Krieg der EU gegen die Schlepper. Bereits vergangene Woche stimmte der Bundestag dem Einsatz von bis zu 950 Soldaten zu.
Die “Sea-Watch“ beginnt deshalb die Phase II einer Informationsoffensive zur Situation an Europas Seegrenzen. Nach zahlreichen Medienberichten über unsere Einsätze im Mittelmeer, bringen wir die katastrophalen Zustände nun in Form eines original Flüchtlingsbootes vor den Bundestag auf die Spree. Wir möchten Abgeordneten des Bundestages sowie einer interessierten Öffentlichkeit am 13.10. die Möglichkeit bieten, die prekäre Lage am eigenen Leib zu erfahren.
“Wenn dem Deutschen Bundestag als Antwort auf sich widerholende Bootskatastrophen vor Libyen lediglich der bewaffnete Einsatz gegen sogenannte kriminelle Schleuserbanden einfällt, zeigt dies, dass das Deutsche Parlament nicht ausreichend über die Lage im zentralen Mittelmeer informiert ist.” sagt Frank Dörner, medizinischer Leiter auf der “Sea-Watch“. “Darauf reagieren wir nun, indem wir versuchen, die ausweglose Lage erfahrbar zu machen, in der sich Flüchtende befinden, für die es keine legalen Wege nach Europa gibt.”
Bei unserer Rettungsmission im zentralen Mittelmeer trafen wir die letzten Monate immer wieder auf Flüchtlingsboote in desolatem Zustand. Fast immer handelt es sich hierbei um Schlauchboote, die überfüllt und meistens manövrierunfähig auf dem Mittelmeer trieben. Trotz der großen Gefahren für Leib und Seele, befanden sich auch Familien mit Kindern an Bord. Schlepper, haben wir nicht angetroffen.
Was es bedeutet, an Bord eines solch labilen Schiffes mit 120 anderen Menschen zu sein, ist kaum vorstellbar und doch erleben wir es täglich bei unseren Einsätzen.
Wir möchten mit der Aktion zeigen, was es bedeutet, in solch einem Schlauchboot die gefährliche Überfahrt zu riskieren, weil es für die meisten Flüchtenden keine legalen Wege nach Deutschland gibt. Und was tausende Menschen jede Woche an Bord dieser Boote durchstehen müssen.
Es werden Menschen anwesend sein, welche mit solchen Booten gekommen sind, um von Ihren Erfahrungen zu berichten. Auch Mitglieder unserer Crew werden dabei sein, um über den Einsatz der “Sea-Watch“ zu berichten, bei dem bis jetzt über 2.000 Menschen gerettet werden konnten.
Geplanter Ablauf unserer Aktion:
Wann? 13.10.2015 von 12.00 – 13.30 Uhr
- Ab 12 Uhr haben Abgeordnete die Möglichkeit, auf das Boot zu gehen.
- Im Anschluss ab ca. 13:00 Uhr, findet ein Test statt, bei dem 120 Menschen an Bord des Bootes gehen werden – so viele, wie von demselben Boot aus Seenot gerettet wurden. Dazu laden wir alle Interessierten herzlich ein. Schwimmwesten werden von der “Sea-Watch“ zur Verfügung gestellt.