Im April letzten Jahres konnten wir die zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Eye dabei unterstützen, ihr neues Bündnisschiff, die SEA-EYE 4, auf lebensrettende Mission ins Mittelmeer zu schicken. Dank unserer Förderung konnte die Organisation ihr Schiff zum Rettungsschiff umrüsten und ausstatten sowie die eigenen Strukturen nachhaltig und langfristig stärken.
Während Europa weiterhin Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt und zivile Seenotretter:innen aktiv am Retten hindert, antworten wir mit grenzenloser Solidarität. Denn wir brauchen so viele Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer wie möglich, um dem Sterben auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt etwas entgegenzusetzen. Besonders zu Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie ist es wichtiger denn je, dass wir zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen. Wir freuen uns, dass wir 2021 zum erfolgreichen Auslaufen der SEA-EYE 4 beitragen konnten. Sophie von Sea-Eye war bei der ersten Mission der SEA-EYE 4 mit an Bord und hat ihre Erfahrungen mit uns geteilt:
Sophie von Sea-Eye: Anfang 2021 betrat ich zum ersten Mal die SEA-EYE 4, die damals noch in der Werft in Rostock lag und von zahlreichen fleißigen Freiwilligen umgebaut wurde. Nach und nach entstand so unser Rettungsschiff. Als erstes fällt auf, dass die SEA-EYE 4 – das insgesamt vierte Schiff unseres Vereins – bedeutend größer ist als ihre Vorgängerinnen. Stolze 53 Meter lang, beinhaltet sie unter anderem ein brandneues Bordhospital sowie individuell gefertigte Containerbauten als Unterschlupf für die vulnerabelsten Gruppen der geretteten Menschen. Durch die Unterstützung von Sea-Watch konnten wir das Schiff so gestalten, dass es ideal für unsere Missionen ausgerüstet ist. Die SEA-EYE 4 kann so während eines Rettungseinsatzes mehrere hundert Menschen sicher an Bord bringen, versorgen und schließlich an Land bringen. Zudem konnten wir durch die Unterstützung von Sea-Watch unseren Verein und unsere internen Strukturen nachhaltig aufbauen
Auf der ersten Mission der SEA-EYE 4 im Mai 2021, auf der ich als Einsatzboot-Kommunikatorin dabei war, konnten in weniger als zwei Tagen und in insgesamt sechs Einsätzen 408 Menschen aus Seenot gerettet werden. Da es unsere erste Mission mit dem neuen Schiff war, waren wir alle gespannt wie der Einsatz wohl werden würde. Heute kann ich rückblickend sagen: Es war eine äußerst erfolgreiche Mission!
Wir haben in den vier Wochen viel gelernt und unsere Aufgaben gemeistert. Wir sind froh, dass wir über 400 Menschen rechtzeitig finden und so vor dem Ertrinken bewahren konnten. Die bewegenden Momente, die ich erleben durfte, als einige der Menschen an Bord sich mir anvertrauten und ihre Geschichten mit mir teilten, werde ich nie vergessen. Ebenso wenig wie die schönen Momente des gemeinsamen Menschseins an Bord. Umso erfreulicher war es dann zu hören, dass alle der schwangeren Frauen, die wir an Bord hatten, kurz nachdem sie in Europa angekommen waren, gesunde Kinder auf die Welt gebracht haben.
Doch so froh ich über jede einzelne Person bin, die nicht auf See verloren ging, so wütend und empört bin ich auch darüber, dass all diesen Menschen auf der Flucht noch immer nicht von der EU geholfen wird. Denn das Sterben an unseren Grenzen muss endlich aufhören! Daher werden wir nicht aufgeben und weiterhin mit der zivilen Flotte ins Mittelmeer fahren, um Flüchtenden in Seenot, die von Europa grausam ihrem Schicksal überlassen werden, zur Seite zu stehen. Es ist wichtiger denn je, dass wir weiterhin in den Einsatz fahren können, dass wir zusammenhalten und gemeinsam gegen Unrecht auftreten und uns für ein Europa der Menschenrechte stark machen.
Mein und unser aufrichtiger Dank gilt an dieser Stelle insbesondere allen Spender:innen und Menschen von Sea-Watch, die einen essentiellen Beitrag dazu geleistet haben, unsere erfolgreichen Rettungsmissionen mit der SEA-EYE 4 erst möglich zu machen. Wir konnten durch ihren Beitrag im letzten Jahr insgesamt 1417 Menschen auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer retten.
Solidarität muss praktisch gelebt werden, damit es alle Menschen besser haben. Daher noch einmal: Ein riesengroßes Dankeschön für all eure Solidarität und Unterstützung!