Nach einem Schiffbruch am 4. September, 10 Seemeilen vor der italienischen Küste, gelten 21 Personen weiterhin als vermisst. Sea-Watch hat Grund zur Annahme, dass das in Seenot geratene Boot bereits drei Tage zuvor durch ihre Flugzeuge den italienischen und maltesischen Behörden gemeldet wurde. Trotzdessen wurde keine rechtzeitige staatliche Rettungsaktion eingeleitet.
Am 2. September 2024 entdeckte das Sea-Watch Aufklärungsflugzeug Seabird 2 ein in Seenot geratenes Boot 26 Seemeilen vor der italienischen Küste. die Flugzeug Crew alarmierte umgehend alle zuständigen Behörden, einschließlich der italienischen und maltesischen Küstenwache.
Sea-Watch hat starke Gründe zur Annahme, dass es sich dabei um dasselbe Boot handelt, das zwei Tage später, am 4. September, 10 Meilen vor Lampedusa tragischerweise sank. Die Reaktion der italienischen Behörden erfolgte zu spät, und bis heute werden 21 Menschen vermisst..
Ein Vergleich der von der Crew der Seabird 2 aufgenommenen Bilder mit denen, die später von der italienischen Küstenwache veröffentlicht wurden, zeigt ein Holzboot mit identischer Form und Farbe, auf dem die Überlebenden ähnliche Kleidung tragen. Darüber hinaus stimmen die Anzahl der Personen an Bord und der libysche Abfahrtshafen mit den Angaben von einem von der Initiative Alarm Phone gemeldeten Fall überein.
Sollte sich der dringende Verdacht von Sea-Watch bestätigen, macht die erhebliche Verzögerung bei der Rettung der in Seenot geratenen Personen die italienische Küstenwache für den tödlichen Schiffbruch verantwortlich.
Dr. Meret Wegler, taktische Koordinatorin von Seabird 2: „Aus der Luft konnten wir sehen, dass das Boot tief im Wasser lag und sich in einem äußerst instabilen Zustand befand. Es ist empörend, dass die Menschen an Bord hätten gerettet werden können, aber aufgrund der verzögerten Reaktion ertranken.“
Das Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) verpflichtet alle Staaten, unverzüglich Hilfe für Menschen in Seenot zu leisten. iede Verzögerung stellt eine klare Verletzung dieser Verpflichtung dar und führte zum Verlust von Menschenleben.
Paul Wagner, Sprecher von Sea-Watch, erklärt: „Wenn unsere Erkenntnisse bestätigt werden, müssen die italienische Regierung und die europäischen Behörden für ihre unterlassene Hilfeleistung zur Rechenschaft gezogen werden.“
Die Rekonstruktion der Ereignisse
2. September 2024
**12:28 UTC* Seabird 2 entdeckt ein Boot mit etwa 30 Personen an Bord, das nur einen Motor hat und tief im Wasser liegt, 37 Seemeilen vor Lampedusa (Position: 34°53’N, 12° 37’E).
**12:51 UTC:** Das Bodenpersonal von Seabird sendet eine E-Mail an die italienischen und maltesischen Behörden und meldet die Anwesenheit des Bootes in Seenot.
**13:38 UTC:** Seabird sichtet das Boot erneut. Es befindet sich 31 Seemeilen vor Lampedusa (Position: 34°59’N, 12°35’E).
**14:09 UTC:** Das Bodenpersonal von Seabird informiert die italienischen und maltesischen Behörden über die Position des Bootes.
**14:40 UTC:** Alarmphone informiert die Behörden über die Anwesenheit eines Bootes in Seenot mit 25 Personen an Bord, das von Sabratha aus gestartet ist. Position: 35°00’N, 12°32’E.
**14:40 UTC:** Seabird sichtet das Boot zum letzten Mal. Es befindet sich 26 Seemeilen vor Lampedusa (Position: 35°04’N, 12°33’E).
**15:01 UTC:** Seabird überprüft das Gebiet um die von Alarmphone gemeldete Position und findet keine anderen Boote. Daher ist anzunehmen, dass der von Seabird gesichtete Fall derselbe ist, der mit Alarmphone in Kontakt stand.
**15:11 UTC:** Das Bodenpersonal von Seabird teilt den Behörden die aktualisierte Position des Bootes mit.
4. September 2024
**16:54 UTC:** Die italienische Küstenwache meldet auf X, dass das Boot gesunken ist, und veröffentlicht ein Video von der Rettung der Überlebenden.
In einer früheren Version der Erklärung wurde die Uhrzeit fälschlicherweise mit 15.21 Uhr angegeben, die später auf 15.01 Uhr korrigiert wurde.