Niederländische Behörden nutzen die Sicherheit Geflüchteter als Argument, um sie ertrinken zu lassen
Um eines der letzten verbliebenen Rettungsschiffe im Mittelmeer auszuschalten, wenden die europäischen Regierungen zweierlei Maßstäbe an. Die niederländischen Behörden führen heute eine Inspektion der Eignung der Sea-Watch 3 durch, gerettete Menschen für längere Zeiträume aufzunehmen, obwohl ihre eigenen Rettungsschiffe diese unangemessene Forderung aus gutem Grund nicht erfüllen: Das Seerecht besagt eindeutig, dass gerettete Menschen so schnell wie möglich an einen sicheren Ort gebracht werden müssen. Es sind die europäischen Regierungen selbst, die immer wieder unannehmbar lange Wartezeiten für das Ausschiffen geretteter Menschen herbeigeführt haben. Es ist mehr als zynisch, die Sicherheit geretteter Personen als Argument zu benutzen, um ihre Rettung zu behindern.
„Unser Schiff ist bereit und bestens ausgerüstet, um Menschen in Not zu helfen, aber wir sind kein schwimmendes Hotel“, sagt Johannes Bayer, Vorsitzender von Sea-Watch. „Unsere Aufgabe ist es, wie die jedes anderen Schiffs, Menschen in Seenot zu retten und sie so schnell wie möglich an einen sicheren Ort zu bringen. Mit unserem Schiff ist dieser Ort in kurzer Zeit von jeder Position am Mittelmeer aus erreichbar, und dafür sind wir gerüstet. Es waren die europäischen Regierungen, die die Landung der geretteten Menschen immer wieder viel zu lange hinauszögerten, nicht wir. Sie zwingen uns, wochenlang Menschen aufzunehmen, und geben uns dann die Schuld, dass wir kein Hotel sind.“
„Keines der Schiffe des königlichen niederländischen Seenotrettungsdienstes wäre geeignet, gerettete Personen über einen längeren Zeitraum aufzunehmen. Das ist auch nicht notwendig, da ein Rettungsschiff nicht für diesen Zweck gebaut wird, aber es zeigt die Doppelmoral, die auf uns angewendet wird„, sagt Bayer. „Auf jeden Fall ist es der Inbegriff von Zynismus, die Sicherheit der Flüchtlinge als Argument zu benutzen, um sie ertrinken zu lassen.“ Die laufende Inspektion ist die zweite umfassende Flaggenstaatkontrolle innerhalb von weniger als einem Jahr. Die letzte Inspektion ergab, dass die Sea-Watch 3 alle geltenden Gesetze und Vorschriften erfüllt und sogar übertrifft. „Es ist mehr als offensichtlich, dass das Ziel dieser Inspektion nicht darin besteht, die Sicherheit geretteter Menschen zu gewährleisten, sondern einen Grund zu finden, eines der letzten und effektivsten Rettungsmittel auf See stillzulegen„, sagt Bayer. „Madeleine van Toorenburg, Mitglied der niederländischen Regierungspartei CDA, hat diese Absicht sehr deutlich gemacht, als sie nicht nur auf die Beschlagnahmung der Sea-Watch 3 drängte, sondern sogar öffentlich zum Versenken unseres Schiffes aufrief. Die europäischen Regierungen sollten sich nicht hinter technischen Ausreden verstecken, sie sollten sich ihr verlorengegangenes Bekenntnis zu Menschenrechten eingestehen, ebenso wie ihren Versuch, Sea-Watch und andere Zeugen und Gegner ihrer tödlichen Grenzpolitik mit allen Mitteln aufzuhalten„.