Sea-Watch startet mit neuem Flaggschiff „Sea-Watch 3“ in den ersten Rettungseinsatz an Europas tödlicher Seegrenze. Nach wie vor riskieren täglich Menschen ihr Leben auf einem Schlauchboot, um aus dem Bürgerkriegsland Libyen zu fliehen. Erst gestern spielten sich dramatische Szenen auf der “Aquarius” ab: Ein Gewitter zog auf, noch bevor das letzte Boot geborgen werden konnte, das zuvor von unserem Aufklärungsflugzeug #Moonbird lokalisiert worden war. Die Menschen sind nun auf dem Weg nach Sizilien, so dass vor Ankunft der “Sea-Watch 3” kein ziviles Rettungsschiff mehr im Einsatzgebiet kreuzt. Seit Gründung der Organisation 2015 konnte die Sea-Watch Flotte in der Ägäis und auf dem zentralen Mittelmeer bereits über 35.000 Menschenleben retten. Mit der 55 Meter langen und 500 Tonnen schweren “Sea-Watch 3” verfügt die Organisation nun erstmals über ein Schiff, das zu jeder Jahreszeit sicher operieren kann – 500 Tonnen Stahl gegen das Sterben auf dem Mittelmeer.
Die humanitäre Krise an der Wohlstandsgrenze auf dem Mittelmeer ist also keineswegs vorbei. Nach wie vor riskieren Tausende die gefährliche Überfahrt, um den schrecklichen Bedingungen im Bürgerkriegsland Libyen zu entkommen, mehr als 2800 Menschen haben dabei allein in diesem Jahr bereits ihr Leben verloren. „Die Sea-Watch 3 spielt eine enorm wichtige Rolle für die gesamte zivile Rettungsflotte. Sie bietet uns deutlich mehr Sicherheit, um auch bei schwerem Wellengang zu operieren. Auf ihr können wir auch deutlich mehr Gerettete über einen längeren Zeitraum an Bord angemessen versorgen”, sagt Pia Klemp, Kapitänin der Sea-Watch 3. „Ich bin froh, dass wir Dank der Unterstützung zahlreicher Freiwilliger in der Werft nun endlich in den Einsatz starten können. Gerade jetzt wo kein anderes ziviles Schiff im Einsatzgebiet ist, werden wir dringend gebraucht. Das zeigt der dramatische Rettungseinsatz der Aquarius gestern”, sagt Kapitänin Klemp.
Der Rettungseinsatz auf dem zentralen Mittelmeer ist in den letzten Monaten schwieriger und gefährlicher geworden, vor allem aufgrund der Übergriffe durch die EU-finanzierte Libysche Küstenwache. Einige Organisationen haben deshalb ihre Rettungsmissionen eingestellt, dennoch sind nach wie vor viele Boote unterwegs. „Gerade jetzt ist unsere Präsenz wichtig. Wir dürfen das Feld nicht irgendwelchen Libyschen Milizen überlassen, welche auf täglicher Basis das Völkerrecht brechen,“ sagt Sea-Watch Vorstand Johannes Bayer, Einsatzleiter der ersten Rettungsmission der “Sea-Watch 3”. „Die Europäische Union stellt gerade die Migrationsabwehr über die Einhaltung von Menschenrechten. Jedes Mittel scheint recht zu sein, um zu verhindern, dass Menschen in Not Europa erreichen. Die zivile Rettungsflotte ist zur Zeit die einzige Instanz auf dem Mittelmeer, die auf die Einhaltung von Menschenrechten achtet und die Seenotrettung zum primären Ziel hat.“
Fotos: Lisa Hoffmann
Information für Journalist*innen:
- Die Sea-Watch 3 läuft heute von Valetta um 16 Uhr aus, um ab morgen 3.11. den Rettungseinsatz im Einsatzgebiet aufzunehmen
- Sie können mit der Crew an Bord über Skype und Telefon Interviews führen
- Bildmaterial zu Ihrer freien Verwendung finden Sie unter www.flickr.com/sea-watch und auf unserem Youtube Channel.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter presse@sea-watch.org zur Verfügung!