Max ist seit zwei Jahren bei Sea-Watch. Im Fundraising-Team ist er die Ansprechperson für Fördermitglieder. Heute erzählt er uns wie er zu Sea-Watch gekommen ist, wieso es überhaupt Fördermitglieder braucht und welche bisher seine eindrücklichsten Erlebnisse bei Sea-Watch waren.
Hi Max. Du bist seit über zwei Jahren bei uns. Davor hast Du lange in einem Online-Plattenladen gearbeitet. Wie bist Du zu Sea-Watch gekommen?
Max: Die Arbeit von Sea-Watch kannte und schätzte ich schon während meiner Tätigkeit im Plattenladen. Mit der Zeit steigerte sich meine Frustration über die europäische Außenpolitik ins Unermessliche. Ich wollte mich nicht mehr nur mit Worten, sondern auch mit Taten für sichere und legale Fluchtwege einsetzen. Deswegen begann ich in dieser Zeit – das war 2019 – auf Demonstrationen der Seebrücke und anderen zivilen Bündnissen, die sich für Flüchtende einsetzen, zu gehen. Wir wollten unseren Protest gegen das Vorgehen der Politik an jene Orte bringen, wo diese menschenunwürdigen Entscheidungen getroffen werden. Wir demonstrierten vor dem Bundestag, dem Bundesamt für Migration, dem Innenministerium und an vielen weiteren (Tat-)orten, wo das Sterben im Mittelmeer besiegelt wird.
Als ich 2019 dann die Ausschreibung für eine freie Stelle im Fundraising-Team von Sea-Watch sah, hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, dass ich nicht nur in meiner Freizeit, sondern auch durch meine berufliche Tätigkeit etwas zur zivilen Antwort auf das Sterben im Mittelmeer beitragen kann. Es klappte dann tatsächlich mit der Stelle. Ich war von Anfang an begeistert , wie viele Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten bei Sea-Watch gemeinsam für die Sache einstehen! Diese Begeisterung hält bis heute an.
Was genau machst Du als Ansprechperson für Fördermitglieder?
Max: Gemeinsam mit meiner Kollegin Esther kümmere ich mich um sämtliche Anliegen unserer Fördermitglieder. Hauptsächlich bedeutet das, dass wir E-Mails beantworten und ab und zu auch telefonisch mit unseren Unterstützer:innen in Kontakt stehen.
Zudem organisieren wir regelmäßig Veranstaltungen für Fördermitglieder, wo diese unsere Arbeit auf dem Wasser, in der Luft, aber auch hinter den Kulissen besser kennen lernen können. Besondere Highlights des letzten Jahres waren die Vorträge unserer Jurist:innen aus dem Legal-Team sowie des Advocacy Departments, welches auf europäischer- und Bundesebene für unsere politischen Interessen eintritt. Auch dieses Jahr haben wir wieder viele spannende Veranstaltungen für Interessierte geplant!
Wieso braucht Sea-Watch überhaupt Fördermitglieder?
Max: Ohne unsere Fördermitglieder wären unsere Einsätze im Mittelmeer schlicht und einfach nicht möglich. Die Instandhaltung von Schiffen und Flugzeugen ist sehr kostspielig. Mittlerweile wird ein großer Teil unserer laufenden Kosten durch regelmäßige Spenden gedeckt. Dank unserer Fördermitglieder können wir also unsere Einsätze langfristig und sicher planen. Nur so war es uns im letzten Jahr möglich, in sechs Missionen über 2400 Menschen aus Seenot zu retten und über 120 Einsätze mit unseren Flugzeugen zu fliegen.
Wenn Du auf die letzten zwei Jahre zurückblickst, was war eines Deiner größten Highlights in Deiner Arbeit?
Max: Bei Sea-Watch habe ich im Herbst 2019 begonnen. Das war kurz nach der Mission der Sea-Watch 3, bei der Kapitänin Carola Rackete und Crew 53 Personen aus Seenot retteten. Über zwei Wochen wurde ihnen daraufhin das Einfahren in einen sicheren Hafen verwehrt, weswegen sie schließlich den Notstand ausrufen und auf Lampedusa anlegen mussten. Carola wurde daraufhin rechtlich belangt – tatsächlich wurden in Italien erst vor wenigen Wochen alle Anklagepunkte gegen sie endgültig eingestellt.
Auch die Sea-Watch 3 wurde monatelang unrechtmäßig festgesetzt. Als dann das Schiff pünktlich zu Weihnachten 2019 endlich frei kam, war das ein riesiger Erfolg für uns! Dieses Gefühl der Euphorie kommt immer wieder bei mir auf, wenn wir oder eine andere zivile Seenotrettungsorganisation es schaffen, trotz aller Widrigkeiten in See zu stechen.
Worauf freust Du Dich ganz besonders im Jahr 2022?
Max: Aktuell stecken wir mitten in den Vorbereitungen mit unserem Läufer:innen-Team für den diesjährigen Berlin-Halbmarathon im April 2022. Wir waren überwältigt, wie viele ihren Lauf der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer widmen und mit einer Spendensammlung für Sea-Watch begleiten wollen. Für die Lauffaulen sind in diesem Jahr auch viele andere spannende Veranstaltungen und Partizipationsmöglichkeiten in Planung.
Ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Monaten neben unseren Online-Veranstaltungen wieder mehr Formate in Präsenz veranstalten können. Der persönliche Kontakt und Austausch mit unseren Unterstützer:innen ist immens wichtig für uns. Sea-Watch ist ein Projekt, welches aus der Zivilgesellschaft entstanden ist und von ihr lebt, denn sie ist es, die uns Rückenwind gibt und unsere Arbeit erst möglich macht.
Du hast Lust auf die Arbeit bei Sea-Watch bekommen? Dann wirf‘ einen Blick auf unsere aktuellen Stellenausschreibungen!