22. Juli 2024 Am Montag wurden wir erneut Zeugin, wie etwa 70 Menschen illegal zurück nach Libyen verschleppt wurden. Zuvor ignorierte ein nahgelegenes Handelsschiff unsere Notrufe.
Etwa 70 Menschen versuchten, aus Libyen zu fliehen, in der Hoffnung, Europa zu erreichen. Wir kannten ihre mögliche Position und kontaktierten das in der Nähe liegende Handelsschiff MARIDIVE 703, um herauszufinden, ob die Crew mehr über den Verbleib des Bootes oder mögliche Mayday-Relays weiß. Die Antwort lautete: „Wir haben keine Mayday-Relays gehört, weil wir immer auf Kanal 8 sind, das ist unser Arbeitskanal.“
Doch: Jeder Akteur auf See muss den Notrufkanal 16 überwachen und auf Notrufe reagieren, um seiner Pflicht nachzukommen, jeden in Seenot geratenen Menschen zu retten.
Nach mehr als einem Tag auf See und aufziehendem schlechten Wetter fanden wir schließlich das Boot, nur etwa 10 (!) Kilometer von der MARIDIVE 703 entfernt. Wir sendeten mehrere Mayday-Relays, doch die Besatzung des Handelsschiffs ignorierte unsere Notrufe von da an bis heute.
Kurz darauf erschien die so genannte libysche Küstenwache und raste auf das in Seenot geratene Boot zu, mit einem einzigen Ziel: es abzufangen. Etwa 70 Menschen sind nun zurück in Libyen – ihnen drohen Gefängnis, Folter und Tod. Zu der Brutalität kam noch hinzu, dass die so genannte libysche Küstenwache den Motor abmontierte, nachdem sie die Menschen auf ihr Schiff zurückgeholt hatte – welches übrigens eines der vielen von Italien und der EU geschenkten Boote war. Der Diebstahl des Motors ist eine Maßnahme, die wir häufig beobachten können und die Teil des unerbittlichen Kreislaufs der Ausbeutung von Menschen auf der Flucht ist. Die Menschen fliehen, werden zurückgezwungen, ins Gefängnis gesteckt, erkaufen sich ihre „Freiheit“ und landen im nächsten Boot mit demselben Motor – und die Verantwortlichen verdienen mit diesem menschenverachtenden Vorgehen doppelt und dreifach.
Das Ignorieren eines Mayday Relays – ein schlichtweg illegaler Akt.
Das Abfangen durch die so genannte libysche Küstenwache – ein schlichtweg illegaler Akt.