Kinderärztin Caro über ihr Engagement bei Sea-Watch
Carolin Möhrke arbeitet als Kinderärztin in einer Kleinstadt in Ostdeutschland, meistens. Sie hat sich bewusst für eine Teilzeitstelle im örtlichen Krankenhaus entschieden. Immer wenn sie frei hat, engagiert sich die 38-Jährige ehrenamtlich. Caro hat in humanitären Projekten schon Kinder auf der ganzen Welt versorgt: In Krisengebieten wie Haiti und Afghanistan, in Ländern mit einem schlechten Gesundheitssystem wie Guatemala und Indien, oder in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln. „Es war immer sehr unstrittig, warum ich dort bin: Ich behandle Babies, die sonst keine Chance haben – egal ob ihre Eltern Taliban sind oder nicht.“ Kinderärztin ist ihr Beruf, die humanitäre Hilfe ihre Berufung.
Erst bei Sea-Watch hat Caro gemerkt, was es bedeutet, wenn humanitäre Arbeit plötzlich zum Politikum wird. Dass in der öffentlichen Debatte Seenotretterinnen wie sie in den letzten Monaten von Helden zu Kriminellen wurden, schreckt die Kinderärztin nicht ab. „Wir engagieren uns immer noch für dieselbe Sache: Dass es den Menschen da draußen auf der Flucht bessergeht.“
Der Fall eines Geflüchteten, der nach der Abschiebung erneut auf ein Boot stieg und beim zweiten Versuch, Europa zu erreichen, im Mittelmeer ertrank, ließ sie nicht mehr los. „Ich habe während einer ruhigen Nachtwache angefangen zu recherchieren und konnte einfach nicht aufhören. Das hat mich so unsagbar berührt, dass ich etwas tun wollte, anstatt einfach nur zuzuschauen, wie Europa sich abschottet.“ So wurde Caro zum Crewmitglied der ersten Stunde.
[arve url=“https://www.youtube.com/watch?v=ehEIYkJh8M4″ title=“Caro im Bordkrankenhaus auf der Sea-Watch 3″ /]
Inzwischen hat sie bei Sea-Watch viele Aufgaben: Sie ist nicht nur für die medizinische Logistik zuständig, sondern betreut in Absprache mit dem Crewing-Team auch alle Ehrenamtlichen vor der Abfahrt. Die meisten haben viele Fragen, bevor sie zum ersten Mal auf Mission gehen. „Welche Unfälle sind über Sea-Watch versichert? Haben wir Internet an Bord? Was ist das beste Mittel gegen Seekrankheit?“ Besonders gut gefällt ihr dabei, dass sie so in Kontakt mit allen Crewmitgliedern ist – gar keine kleine Aufgabe: Seit 2015 haben sich fast 500 Maschinisten und Kapitäninnen, Köche und Schnellbootfahrerinnen bei Sea-Watch engagiert.
Weil Caro auch den besten Überblick über die Bestände im Bord-Krankenhaus hat, ist sie außerdem Ansprechpartnerin für alle Ärzt*innen auf Mission. „Wir haben eine Whats-App Gruppe, über die mich die Medic-Crew erreichen kann, wenn es bei der Behandlung an Bord Probleme gibt. Dadurch bin ich immer super nah dran und weiß, was die Crews erlebt haben, wenn sie wieder an Land kommen“, erzählt Caro. Sie selbst war vor gut zwei Jahren auf der allerersten Ausfahrt der Sea-Watch 1 im zentralen Mittelmeer dabei. Inzwischen hat sich viel verändert: Das neue Schiff in der Flotte, die Sea-Watch 3, hat bei weitem nicht so viel Seegang wie der alte Fischkutter.
Dass die nächste Crew bald wieder den Hafen von Malta verlassen kann, um die Fluchtroute über das Mittelmeer sicherer zu machen, daran arbeitet Caro in jeder freien Minute. Das Krankenhaus ist gerade fertig geworden – hier gibt es Updates zur Mission: https://sea-watch.org/sea-watch-3
Foto&Video: Lisa Hoffmann für Sea-Watch e.V.
Text: Theresa Leisgang