Bei ihren gestrigen Aufklärungsflügen über das zentrale Mittelmeer entdeckte die Besatzung des Sea-Watch-Flugzeugs Seabird 1 die Leichen von fünf Menschen, die in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste trieben.
Bei der Suche nach weiteren Leichen hielt sich eine bewaffnete libysche Miliz mit einem von Italien finanzierten Patrouillenboot in der Nähe einer der Leichen auf, ignorierte aber die Funksprüche der Flugzeugbesatzung. Soweit Sea-Watch bekannt ist, wurden die Leichen nicht geborgen. Die Todesumstände und die Identität der Verstorbenen sind weiterhin ungewiss. Es ist wahrscheinlich, dass die Verstorbenen Opfer eines Schiffsunglücks wurden. Sea-Watch befürchtet, dass es in dem Gebiet noch weitere Leichen geben könnte.
Sea-Watch fordert:
1. Bergung und Identifizierung der Toten
Die EU muss dringend eine umfassende Such- und Bergungsaktion einleiten, um die Verstorbenen zu bergen, zu identifizieren und ihre Familien zu benachrichtigen.
2. Staatliche Seenotrettungsmission
Die Europäische Union muss endlich Verantwortung übernehmen und eine wirksame, staatlich geleitete Seenotrettungsoperation im Mittelmeer einrichten. Nichtregierungsorganisationen, die im Mittelmeer retten und damit eine von den Staaten hinterlassene Lücke füllen, werden sogar an dieser Aufgabe gehindert. So sind derzeit etwa die NGO-Rettungsschiffe Nadir und Sea-Eye 5 von den italienischen Behörden an Land festgesetzt.
3. Sichere und legale Fluchtwege
Solange Menschen gezwungen sind, tödliche Routen zu nehmen, werden sie weiterhin an Europas Grenzen sterben. Sea-Watch fordert die EU auf, sichere und legale Wege für Schutzsuchende zu schaffen.
„Das Mittelmeer ist ein politisch gewolltes Massengrab. Jede Hoffnung für die fünf toten Menschen, die wir gefunden haben, ist zerstört. Wir fordern Gerechtigkeit und Sicherheit für all die Menschen, die sich noch auf dem Weg nach Europa befinden – und eine EU-Politik, die das Massensterben beendet“, sagt Paul Wagner, Sprecher von Sea-Watch.
Kontext
In den letzten Wochen wurden immer wieder Leichen von Menschen auf der Flucht im Mittelmeer angeschwemmt, auch auf den Balearen. Der gestrige Fund verdeutlicht erneut die tödlichen Folgen der EU-Grenzpolitik und der erbarmungslosen Gewalt der libyschen Milizen.