Sea-Watch Statement zum gestrigen Vorfall
Am 6. November ereignete sich eine Tragödie in internationalen Gewässern ca. 30 Seemeilen nördlich von Tripolis, Libyen. Ein Schlauchboot sendete einen Notruf, woraufhin mehrere Schiffe in Zusammenarbeit mit dem verantwortlichen Maritime Rescue Coordination Center in Rom reagierten. Die Situation war ernst: Menschen waren bereits im Wasser, als die Sea-Watch 3 am Ort des Geschehens eintraf. Ein italienischer Marinehubschrauber, ein französisches Kriegsschiff und die Sea-Watch 3 stimmten sich über den Seefunkkanal 16 effektiv miteinander ab. Standardmäßig übernimmt in solchen Situationen das Schiff mit der besten Rettungsausrüstung den „on-scene command“. Das französische Kriegsschiff und die Italiener erkannten die führende Position von Sea-Watch 3 an und versuchten, die notwendigen Schritte zu koordinieren und den Rettungsprozess gemeinsam und in Ruhe durchzuführen.
Das Patrouillenboot der libyschen Küstenwache war jedoch nicht gewillt, auf Funksprüche zu reagieren, die von Sea-Watch 3 und den anwesenden militärischen Einheiten gesendet wurden, um die Rettung zu koordinieren. Stattdessen näherte sich das libysche Patrouillenboot mit hoher Geschwindigkeit – ein für die Rettung von Menschen aus dem Wasser nicht geeignetes Schiff, schon aufgrund seiner Form und Ausstattung. Die libysche Küstenwache nahm in der Tat Menschen an Bord, aber die meisten kletterten in Todesangst selbst auf das libysche Küstenwachenboot, ohne dass die Coast Guards halfen. Die Libyer traten aggressiv und unkoordiniert auf und verursachten mehr Stress und Chaos, als Unterstützung zu leisten. Als die Mitglieder der libyschen Küstenwache anfingen, die Menschen an Bord zu schlagen und sie zu bedrohen, versuchten einige von ihnen, zurück ins Wasser zu springen. Anstatt die Situation zu beruhigen, warfen die Coast Guards sogar Kartoffeln und Rettungsringe nach den Rettungsbooten der Sea-Watch, die ins Wasser gelassen wurden, um den Menschen zu helfen. In einem solch ernsten Moment ist es von höchster Wichtigkeit, weiteren Stress und Panik zu vermeiden, die libysche Küstenwache sorgte für das Gegenteil. Sie zielten nur darauf ab, so viele Menschen wie möglich zurück nach Libyen zu bringen.
Mit dieser Absicht startete der Kapitän das Boot der libyschen Küstenwache mit voller Geschwindigkeit, obwohl sich noch eine Person auf der Steuerbordseite festklammerte und durchs Wasser gezogen wurde. Diese lebensbedrohliche Situation wurde von Sea-Watch auf dem Seefunknotrufkanal 16 mehrfach gemeldet, seitens der Libyer: Keine Reaktion. Am Ende musste der italienische Hubschrauber eingreifen, um einen weiteren Tod zu verhindern. Wir erkennen die Rolle der libyschen Küstenwache bei Rettung von Menschenleben im Einsatzgebiet an. Aber ihr fahrlässiges Verhalten, um mögichst viele Migranten zurück nach Libyen zu verschleppen, hat zum wiederholten Male mehr geschadet als genutzt. Des Weiteren verletzen ihre Aktionen, die von der Europäischen Union finanziell unterstützt werden, das Völkerrecht. Wir fordern die libysche Küstenwache eindringlich dazu auf, das internationale Recht zu respektieren und das Anstiften von Chaos und Verwirrung in den Rettungsoperationen zu unterlassen.
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Überwachungskamera zeigt das gefährliche Manöver der Libyschen Küstenwache: Ein Mann hängt noch an der Steuerbordseite.
Foto: Lisa Hoffmann / Sea-Watch