Nach der Rettung von 56 Personen aus Seenot in internationalen Gewässern am heutigen Mittwoch musste ein 17-jähriger Junge an Bord nach einem Herzstillstand wiederbelebt werden. Etwas über zwei Stunden später konnte ihm nicht mehr geholfen werden, er starb an Bord. Die Besatzung der Sea-Watch 5 hatte zuvor eine medizinische Evakuierung für ihn und weitere Gerettete bei mehreren staatlichen Rettungsstellen angefragt, diese wurde jedoch verweigert. Vier Überlebende an Bord befinden sich in kritischem gesundheitlichen Zustand und warten auf ihre Evakuierung.
Bei der Rettung von 56 Personen aus einem überfüllten Holzboot entdeckten Crewmitglieder mehrere Personen unter Deck, wovon vier bewusstlos waren. Sie waren nach Aussagen von Überlebenden dort ungefähr 10 Stunden Sauerstoffmangel und Benzindämpfen ausgesetzt. Ein 17-Jähriger erlitt an Bord der Sea-Watch 5 einen Herzstillstand und konnte zuerst wiederbelebt werden. Um 15:05 UTC musste er von den Ärzt:innen an Bord für tot erklärt werden. Vier weitere Gerettete befinden sich weiterhin in einem kritischen Zustand.
Bereits um 13:00 UTC drängte die Crew der Sea-Watch bei den zuständigen Behörden auf eine medizinische Evakuierung der Patienten. Alle Küstenstaaten wurden alarmiert, weder Italien, noch Malta, oder Tunesien leiteten eine Evakuierung ein oder übernahmen die Koordination. Stand jetzt (19:00 UTC) befinden sich vier Überlebende an Bord der Sea-Watch 5 in kritischem gesundheitlichen Zustand, weitere Personen leiden an Dehydrierung und Verbrennungen. Weiterhin bleibt eine Hilfe von staatlicher Seite aus.
“Wir sind traurig und wütend. Europas Abschottungspolitik hat an Bord unseres Schiffes ein weiteres Opfer gefordert. Trotz stundenlanger Bitten um eine medizinische Evakuierung ist kein Küstenstaat unserer Aufforderung nachgekommen”, Hugo Grenier, Einsatzleiter an Bord der Sea-Watch 5.
“Es ist unerträglich, wie EU-Staaten sich ihrer Verantwortung entziehen. Behörden sind schnell und effektiv, wenn es um die Blockade ziviler Rettung geht, aber untätig, wenn es im Mittelmeer um Leben und Tod geht”, sagt Giulia Messmer, Sprecherin von Sea-Watch.