Die Crew des Flugzeugs Seabird 2 der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch entdeckte auf ihrem gestrigen Aufklärungsflug die Leichen von 11 Menschen, die in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste trieben. Beim heutigen Einsatz entdeckte die Crew eine weitere Leiche. Die genauen Umstände sind bislang ungeklärt.
Auf ihrem neunstündigen Beobachtungsflug, der gestern morgen um 07:00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit auf der italienischen Insel Lampedusa startete, sichtete die Besatzung der Seabird 2 in einem Gebiet ungefähr 19 bis 42 Seemeilen nordöstlich von Zawiya (Libyen) die Leichname von elf Menschen. Beim heutigen Einsatz entdeckte die Crew bereits eine weitere Leiche. Der momentane Flug der Seabird 2 sowie die Suche nach weiteren Opfern dauert noch an. Es ist zu vermuten, dass die Toten Opfer eines bislang unentdeckten Schiffbruchs wurden.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen barg gestern in einer 9 stündigen Suchaktion 11 Leichen, von denen zum aktuellen Zeitpunkt nicht sicher ist, ob es die zuvor von Sea-Watch gesichteten Körper sind. Auch unsicher ist, wie viele weitere Leichen sich noch in dem Gebiet befinden. Sea-Watch fordert die zuständigen Behörden auf, eine großflächige Suchaktion nach weiteren Leichen zu starten, die genauen Hintergründe der Tode zu ermitteln sowie die Toten schnellstmöglich zu identifizieren, um Hinterbliebene zu informieren und die Überführung zu ermöglichen.
“Die Behörden müssen eine groß angelegte Suchaktion starten, damit weitere Leichen geborgen werden können. Vor allem aber muss das Sterbenlassen beendet werden. Wir fliegen über ein von Europa politisch gewolltes Massengrab.“ sagt Tamino Böhm, Einsatzleiter der Sea-Watch Luftaufklärung.
Am 6. Mai 2024 hat die italienische Flugaufsichtsbehörde ENAC eine Verordnung erlassen, die Aufklärungsflüge von NGOs über dem Mittelmeer verbietet und bei Missachtung der Verordnung mit der Festsetzung von Flugzeugen droht. Ungeachtet der Verordnung hat Sea Watch entschieden, seine Aufklärungsflüge über dem zentralen Mittelmeer fortzusetzen. Am 21. Mai verhängte die ENAC deshalb bereits eine Strafe von 2064€ gegen Sea-Watch.