Johannes wurde heute Morgen um 4:50 Uhr nach zwei Stunden Schlaf geweckt, die Wache Max und Kathrin haben ein voll besetztes Schiff entdeckt.
8.00 Uhr
- Kurs aufgenommen. Beiboot zu Wasser gelassen und fährt vor.
- Mit MRCC Rom telefoniert.
- Etwa 100 Personen. Wir verteilen Rettungswesten. Es befinden sich 6 Babys an Bord, für die wir keine Westen haben. 14 Frauen, 1 Schwangere.
- Hier sind keinerlei andere Schiffe.
- Hilfe angefordert, mit MRCC Rom telefoniert, wir fragen nach Militärschiffen – vergeblich.
- Dann hieß es, ein Tanker soll kommen – in 5 Stunden, 3 warten wir jetzt schon.
- Das Boot ist (noch) in einem guten Zustand. Viele der Insassen sind seekrank, vor allem die Babys.
- Die Crew ist übermüdet. Zwei von uns schlafen derzeit, um Ressourcen und Kraft zu tanken, damit wir uns abwechseln können.
- Wir halten mit dem Bootsführer per Funkgerät Kontakt.
Die Schlepper haben den Flüchtlingen einen Kompass mitgegeben: „Fahrt immer Richtung Norden!“ Wir halten ihn jetzt in den Händen – der Kompass zeigt nicht nach Norden.
9.00 Uhr
- Wir warten, warten zermürbt. Der Tanker, der zu uns kommen soll, ist langsamer geworden. Warum? Wir wissen es nicht, wir warten.
- Die Flüchtlinge stammen aus Bangladesch.
- Das Mutterschiff ist etwa 400 Meter weit vom Boot weg. Tender ist vorne.
- Eine falsche Bewegung von den Personen und in einer Sekunde kann aus einer sicheren Situation Lebensgefahr werden.
- Wir haben ein gutes Gefühl, der Zustand ist ok. Unsere Rettungsinseln sind stand-by.
Wir warten.
- Das Boot wäre noch manövrierfähig. Aber es hat noch zu viel Benzin. Benzin ist zu gefährlich – und 400 kg Gewicht können entscheidend sein.
- Wir sind bei den Flüchtlingen, versorgen sie mit Medikamenten, haben ihnen noch einmal 100 Flaschen Wasser gebracht.
- Der Zustand der Babys ist nicht mehr zufriedenstellend.
- Wir würden die Frauen mit den Kindern gerne an Bord nehmen – aber alles, was wir tun, um damit zu helfen, kann schnell zu etwas werden, was schadet. Ohne ein zweites Schiff wäre das zu riskant. 6 Babys und Mütter sind was anderes als gestern das eine.
Immer der Blick auf die Uhr.
Das Update-Telefonat geht für den Moment zu Ende.
Wir bestärken uns, wir motivieren uns.
Wir machen das, wir können das! Müssten uns ausruhen – aber in erster Linie müssen wir durchhalten.
Endlich die Nachricht und Info: Alle konnten gerettet werden!
Diesmal. Aber wir werden nicht immer gegen die Zeit „gewinnen“ können.
Die EU muss endlich handeln, alles Andere ist unterlassene Hilfeleistung.