Gemeinsam mit der spanischen Organisation Open Arms und dem italienischen Partnerprojekt Mediterranea kehrt die Sea-Watch 3 in die Such- und Rettungszone vor Libyen zurück. Zuvor war das Schiff fast vier Monate widerrechtlich auf Malta festgesetzt worden, während die Todesrate im Mittelmeer auf ein Rekordhoch stieg.
Die Flotte dreier Schiffe aus drei Ländern, die zudem vom Aufklärungsflugzeug Moonbird unterstützt wird, versteht sich als zivilgesellschaftliche Antwort auf die tödliche Abschottungspolitik der Europäischen Union und wird im zentralen Mittelmeer eine gemeinsame Such- und Rettungsaktion durchführen und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren.
„Die EU-Staaten feilschen über die Verteilung einzelner Geretteter, während im September die Todesrate im zentralen Mittelmeer auf ein Rekordhoch gestiegen ist. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und geben eine europäische Antwort auf den staatlich verordneten Ausnahmezustand im Mittelmeer, die sich den Idealen der Solidarität und der Menschenrechte verpflichtet sieht.“ sagt Johannes Bayer, Einsatzleiter der Sea-Watch 3.
Während die Ankünfte in den letzten Monaten stark zurückgegangen sind, ertrank im September laut eines Berichts des Italian Institute for International Political Studies eine von fünf Personen bei dem Versuch, über das zentrale Mittelmeer zu fliehen. Eine Zahl, die unmittelbar auf die Behinderung ziviler Rettungskräfte und die Auslagerung europäischer Verantwortung an die sogenannte libysche Küstenwache zurückzuführen ist.
„Mit Blick auf die sinkende Zahl der Ankünfte geht es nicht darum, ob Europa die Zahlen bewältigen kann, sondern ob Europa noch genug Menschlichkeit aufbringen kann, die Menschen nicht einfach ertrinken zu lassen.“ so Bayer.
In einem gemeinsamen Aufruf verurteilen die Organisationen die Finanzierung von Drittländern – einschließlich Diktaturen und Milizen – durch die Europäischen Union, um Geflüchtete und Migranten daran zu hindern, nach Europa zu gelangen, sowie die damit einhergehenden Verletzungen von Menschen- und Grundrechten und des internationalen Übereinkommens zum Schutz des menschlichen Lebens auf See. Sie weisen zudem die wachsende Kriminalisierungskampagne gegen Migranten und Geflüchtete scharf zurück, die sich zu einer Regierungs- und Justizstrategie entwickelt habe, die die Verteidigung von Menschlichkeit und Solidarität zu einem Straftatbestand mache.
Einsatzleiter Johannes Bayer: „Wir wollen nicht in einem Europa leben, das seine Seegrenze zur Abschreckung in ein Massengrab verwandelt hat und seine libyschen Türsteher die Drecksarbeit machen lässt. Wir sehen uns als Teil eines Bündnisses für ein menschliches Europa auf See, an Land und in der Luft, ein Europa der sicheren Häfen und solidarischen Städte und Kommunen. Solange die EU im Mittelmeer Menschen ertrinken läßt, werden wir weiter rausfahren.“
Das Manifest: