Nach der Rettung von 70 Personen in internationalen Gewässern am 14. Juli setzen italienische Behörden das deutsche Sea-Watch-Schiff Aurora für 20 Tage fest. Der heute von der Präfektur in Agrigent erteilte Erlass, besagt die Blockade des Schiffs trotz enger Kooperation mit den italienischen Behörden. Sea-Watch strebt rechtliche Schritte gegen die Blockade an. Mit der Aurora sind derzeit drei zivile Rettungsschiffe auf Lampedusa blockiert. Insgesamt haben die italienischen Behörden in den letzten sechs Wochen fünf Festsetzungen ziviler Rettungsschiffe verhängt.
Am Morgen des 14. Juli wurde die Crew des Sea-Watch Rettungsschiffs Aurora von der Initiative Alarm Phone über ein Boot in Seenot in internationalen Gewässern informiert. Auf dem Weg dorthin trafen sie auf ein weiteres Boot in Seenot mit etwa 80 Menschen an Bord. Die Aurora Crew stabilisierte die Situation bis staatliche Behörden die Rettung übernahmen und die Crew entließen.
Um etwa 16:44 Uhr fand das Sea-Watch Schiff Aurora den Ausgangsfall und rettete in Zusammenarbeit mit dem zivilen Rettungsschiff Dakini 70 Menschen. Alle Personen wurden sicher an Bord der Aurora genommen. Sie litten unter anderem an Treibstoffverbrennung, Seekrankheit und Dehydrierung.
Die italienischen Behörden wiesen Sea-Watch daraufhin den Hafen von Pozzallo auf Sizilien zu – mehr als zweieinhalb mal soweit entfernt wie der nächstgelegen Hafen Lampedusa. Diesen steuerte die Crew an, bis sich das Wetter drastisch verschlechterte und eine Weiterfahrt mit 70 geretteten Personen auf dem etwa 14 Meter Schiff nicht mehr möglich war. Durch die schwierigen Wetterbedingungen entwickelte die Aurora unter anderem viel Schlagseite und die geretteten Personen sowie Crew waren einer hohen Gefahr an Unterkühlung und über Bord Gehens ausgesetzt. Unter ständiger Benachrichtigung der italienischen Behörden steuerte die Schiffscrew den Hafen von Lampedusa an. Nach ca. 10 Stunden, lief die Aurora mit der ausdrücklichen Zustimmung Italiens in Lampedusa ein und brachte alle geretteten Personen sicher an Land.
Trotz enger Zusammenarbeit, setzte die Präfektur in Agrigent das Rettungsschiff Aurora auf Grundlage des sogenannten Piantedosi Dekrets und seiner Zusätze fest. Die behördliche Begründung, das Wetter sei rückblickend gut genug gewesen um die geretteten Personen nach Sizilien zu bringen, weist Sea-Watch klar zurück. Auch das Rettungsschiff Dakini wurde behördlich blockiert.
Karla Primc, Einsatzleiterin der Aurora, kommentiert:
„Unter den Wetterbedingungen wäre eine Fahrt nach Sizilien schlicht unverantwortlich gewesen. Die italienischen Behörden wussten um die Wetterlage und unsere Situation an Bord – und dennoch wurde uns die Einfahrt in den nächsten sicheren Hafen zum Vorwurf gemacht. Obwohl diese mit Erlaubnis geschah. Diese Entscheidung ist politisch motiviert. Wer rettet, wird bestraft – das ist die Realität im Jahr 2025.“
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind allein seit Anfang 2025 mehr als 800 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher.