Das Rettungsschiff Aurora der zivilen Seenotrettungsorganisation Sea-Watch hat heute 41 Menschen von dem Versorgungsschiff Maridive 208 evakuiert. Die Seenotrettungsorganisation war von der Notrufhotline Alarmphone alarmiert worden. Zuvor hatten die Personen sechs Tage lang auf See ausgeharrt – zunächst auf der Miskar-Gasplattform, später an Bord der Maridive 208. Staatliche Stellen verweigerten über Tage eine zeitnahe Rettung. Erst durch das Eingreifen der zivilgesellschaftlichen Seenotretter sind die Geretteten nun in Sicherheit.
Nachdem 41 Personen auf der Gasplattform Miskar in internationalen Gewässern strandeten, hatte die tunesische Marine das Versorgungsschiff Maridive 208 am 28. August angewiesen, die Schiffbrüchigen von der Gasplattform zu evakuieren. Das Versorgungsschiff Maridive 208 segelt unter ägyptischer Flagge.
Trotz des Gebots des internationalen Seerechts auf Rettung schiffbrüchiger Personen, leitete kein europäischer Staat eine Rettung der gestrandeten Personen ein. Der italienische Staat schickte am 1. September einen Helikopter, der die Situation beobachtete, den Ort des Geschehens jedoch wieder verließ, ohne eine Rettung einzuleiten.
Am 31. August erschien die tunesische Marine vor Ort und plante die 41 Menschen gewaltsam nach Tunesien zu bringen. Tunesien ist jedoch kein sicherer Hafen: Es existiert dort kein funktionierendes Asylsystem, Menschen auf der Flucht sind Entrechtung und Gewalt ausgesetzt. Die gestrandeten Personen verweigerten sich ihrer Entführung in das Land. Währenddessen verschärfte sich die Lage auf dem Versorgungsschiff: Nach sechs Tagen fehlte es den Menschen an Nahrung, die gesundheitlichen Bedingungen verschlechterten sich.
EU-Behörden verweigerten jede Koordination obwohl sich das Geschehen in der maltesischen Such- und Rettungszone ereignete. Ihnen wäre die Rettung der gestrandeten Personen innerhalb weniger Stunden möglich gewesen.
„41 Menschen wurden sechs Tage lang im Mittelmeer ignoriert, trotz klarer Pflicht zur Rettung. Dass erst ein ziviles Schiff eingreifen musste, ist ein erschütterndes Beispiel für den systematischen Rechtsbruch europäischer Staaten“
sagt Bana Mahmood, Pressesprecherin für Sea Watch.
Der Vorfall zeigt: Ohne zivile Seenotrettung wären die Menschen ihrem Schicksal auf See überlassen worden. Sea-Watch fordert die Erlaubnis für die sofortige Anlandung der Geretteten in den nächsten sicheren Hafen und eine europäische Seenotrettungsoperation.