In der gestrigen Nacht rettete die 6-köpfige Besatzung in erstmaligem Einsatz gemeinsam mit dem Segelschiff NADIR über 80 Menschen aus Seenot und wartet auf die Zuweisung eines Sicheren Hafens. Die AURORA, ein ehemaliges Rettungsschiff der britischen Royal National Lifeboat Institution, ist die jüngste Ergänzung der Sea-Watch-Rettungsflotte und kann Dank ihrer hohen Geschwindigkeit schnell auf Seenotfälle reagieren.
Am Abend vom 29. Mai meldete die Organisation Watch The Med Alarm Phone ein Boot in Seenot innerhalb der maltesischen Such- und Rettungszone mit über 80 Menschen an Bord, in welches bereits Wasser eindrang. Zuerst erreichte das Segelschiff NADIR der Organisation RESQSHIP die Position des Bootes und konnte die Menschen mit überlebensnotwendigen Rettungswesten versorgen. Kurz darauf traf das Rettungsschiff AURORA von Sea-Watch ein und begann die Menschen zu evakuieren. Alle Personen konnten sicher an Bord der AURORA gebracht werden und bestmöglich grundversorgt werden. Obwohl den europäischen Behörden der Seenotfall bekannt war, kreiste lediglich eine FRONTEX-Drohne über dem Boot, eine Rettung leiteten sie nicht ein. Nach der Rettung nahm die AURORA Kurs nach Norden und forderte die italienischen Behörden mehrfach auf, einen Sicheren Hafen zuzuweisen. Noch immer warten die Menschen an Bord darauf, an Land gehen zu können.
“Einmal mehr ist es die Zivilgesellschaft die rettet, wo Europa versagt. Gemeinsam mit Alarm Phone und RESQSHIP gelang es uns, über 80 Menschen aus Seenot sicher an Bord der AURORA zu bringen. Sie alle haben ein Recht auf Leben in Sicherheit. Das ist das Mindeste, was ihnen zusteht, nachdem sie von europäischen Behörden auf offener See im Stich gelassen wurden.” Jasmine Iozzelli, Einsatzleiterin an Bord der AURORA.
„Es ist hochgradig zynisch, dass von den zuständigen europäischen Behörden im Angesicht einer lebensbedrohlichen Situation wieder keine Reaktion oder Hilfe kam und einzig eine Frontex-Drohne geschickt wurde, um zuzuschauen, wie Menschen zu ertrinken drohten“, so Carla Kneuper, RESQSHIP-Crewmitglied auf der NADIR.
Die AURORA SAR ist ein britisches 14-Meter-Rettungsboot der „Trent“-Klasse, das speziell für den Einsatz im Mittelmeer umgerüstet wurde. Die AURORA ist in ihrem Flaggenstaat, dem Vereinigten Königreich, als Rettungsboot klassifiziert und war bis 2019 Teil der Flotte der Royal National Lifeboat Institution (RNLI). Die AURORA kann eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten erreichen und ist damit eines der schnellsten Schiffe der zivilen Such- und Rettungsflotte im zentralen Mittelmeer. Die Crew des Rettungsschiffs besteht aus 6 Personen, darunter ein:e Mediziner:in, die Ersthilfe an Bord leisten kann.
Sea-Watch betreibt die AURORA mit technischer Unterstützung der britischen Organisation Search And Rescue Relief (SAR-Relief / SARR), die seit Gründung 2019 Sea-Watch in der technischen Umsetzung mehrerer Projekte unterstützt hat. Zudem unterstützte SARR die Umrüstung und Ausrüstung des unabhängig betriebenen und vom Künstler Banksy finanzierten Rettungsboots Louise Michel.
“Schnelligkeit entscheidet über Leben und Tod, denn jeder Seenotfall ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die AURORA kann Dank ihrer Geschwindigkeit schnell eingreifen und stellt damit den tödlichen Status quo in Frage, der Menschen an den europäischen Grenzen dem Ertrinken überlässt”, Hannah Wallace Bowman, Search & Rescue Koordinatorin bei Sea-Watch.