Letztes Jahr konnten wir eine Gruppe von Aktivist:innen dabei unterstützen, das zivile Rettungsschiff MV Louise Michel auf lebensrettende Mission ins Mittelmeer zu schicken. Anfang des Jahres konnten sie während eines Rettungseinsatzes 93 Personen aus Seenot retten. Ein Crew-Mitglied der Louise Michel berichtet von dem Projekt:
„2019 spendete der Künstler Banksy uns – das ist eine kleine Gruppe an Aktivist:innen – Geld, um ein Schiff zu kaufen. Die Kriminalisierung von Seenotretter:innen, die Beschlagnahmung des zivilen Seenotrettungsschiffs Iuventa sowie die Blockade von zahlreichen weiteren Schiffen der zivilen Flotte hatten ihn dazu veranlasst. Nach längerer Suche kauften wir ein ehemaliges französischen Marineschiff und bauten es um. Die MV Louise Michel war geboren.
Die Louise Michel ist anders als die meisten Schiffe der zivilen Flotte. Die Höchstgeschwindigkeit des 30 Meter langen Schnellboots beträgt 28 Knoten. Damit ist es mehr als doppelt so schnell wie die großen zivilen Rettungsschiffe. Gerade durch enge Zusammenarbeit mit anderen zivilen Akteur:innen wie Sea-Watch können ihre Stärken zum bestmöglichen Vorteil der zivilen Flotte genutzt werden. Denn zwar können auf dem kleinen Deck der MV nicht so viele Menschen länger versorgt werden, dank ihrer Geschwindigkeit kann das Schiff aber dafür sehr schnell zu Seenotfällen gelangen, die Situation stabilisieren und erste Hilfe leisten. Sie spart so wertvolle Zeit, die über Leben und Tod entscheiden kann.
In ihrem ersten Einsatz im Sommer 2020 zeigten die Crews der Louise Michel sowie der Sea-Watch 4 dies in der Praxis. Die Louise Michel hatte in mehreren Einsätzen hunderte Menschen in Rettungsinseln und an Bord in Sicherheit gebracht, ehe die Sea-Watch 4 ihr zur Hilfe kam und die Menschen an Bord nahm. Alle in diesem Einsatz geretteten Menschen konnten später in Sizilien sicher von Bord gehen.
Nachdem Umbauarbeiten vorgenommen wurden konnte die MV Louise Michel Ende Dezember 2021 erneut auf Mission ins zentrale Mittelmeer aufbrechen. Bei zwei Rettungseinsätzen konnten 93 Menschen gerettet und anschließend auf der italienischen Insel Lampedusa sicher an Land gebracht werden. Leider mussten wir während unseres Einsatzes aber auch bezeugen, wie ein Schiff der sogenannten libyschen Küstenwache Menschen von einem überfüllten Schlauchboot brutal zurück nach Libyen schleppte. Dabei schreckten sie nicht davor zurück auf Menschen, die ins Wasser gesprungen waren um ihnen zu entkommen, zu schießen.
Neben einem weiteren Rettungsschiff an Europas tödlicher Seegrenze steht die Louise Michel aber für noch mehr. Benannt nach der französischen Feministin und Anarchistin Louise Michel möchten wir darauf aufmerksam machen, dass sich verschiedene Formen von Unterdrückungen und Ungerechtigkeiten ineinander verschränken. Rassistische Grenzpolitik, sexistische Strukturen und eine kapitalistische Verwertungslogik können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Wir müssen diese Kämpfe bündeln und auf allen Ebenen Widerstand leisten! Deswegen stehen wir solidarisch an der Seite von allen Bewegungen weltweit, die ebenfalls für diese Überzeugung einstehen: Für eine Welt ohne Patriarchat, ohne kapitalistische Zwänge und mit uneingeschränkter Bewegungsfreiheit für alle!“ Erfahre mehr über die MV Louise Michel hier.