31. Juli 2025 – Zwei Tage nach der Rettung von über 90 Menschen von einem gekenterten Boot im Mittelmeer ist der Kapitän des Handelsschiffs PORT FUKUOKA noch immer allein mit den Überlebenden auf See. Unter ihnen befinden sich drei schwangere Frauen sowie die Leichen zweier verstorbener Kinder. Die Fruchtblase einer Frau ist nach eigenen Angaben nun geplatzt. Eine Person wird weiterhin vermisst. Eine völkerrechtswidrige Abschiebung nach Libyen steht weiterhin im Raum.
Hintergrund Das Aufklärungsflugzeug Seabird 2 der zivilen Seenotrettungsorganisation Sea-Watch sichtete am Montag, dem 28. Juli, erstmals ein Boot in Seenot und alarmierte alle zuständigen europäischen Behörden. Erst etwa sechs Stunden später traf ein Frontex-Flugzeug ein – verließ die Szene jedoch wieder. Einen Tag später rettete das Handelsschiff PORT FUKUOKA die Menschen. Während des Rettungsvorgangs kenterte das Boot. Ein weiteres Frontex-Flugzeug, das vor Ort war, warf eine Rettungsinsel ab, um die im Wasser treibenden Menschen zu unterstützen. Der deutsche Menschenrechtsbeauftragte Lars Castellucci begleitete am 29. Juli den zivilen Überwachungsflug und wurde Zeuge des Kenterns, einen Tag nach dem ersten Notruf.
Europäische Rettungsschiffe hätten die Menschen in Not in etwa drei Stunden erreichen können. Zur gleichen Zeit bleiben zwei zivile Rettungsschiffe, darunter Sea-Watch’s Aurora, weiterhin im Hafen von Lampedusa blockiert.
31. Juli Am heutigen Morgen traf ein Schiff der libyschen Miliz – Teil der sogenannten libyschen Küstenwache – bei der PORT FUKUOKA ein. Der Kapitän des Handelsschiffs lieferte die Geretteten nicht an die sogenannte libysche Küstenwache aus. Obwohl bei der im neunten Monat schwangeren Frau an Bord nach eigenen Angaben die Fruchtblase geplatzt ist, hat bislang kein europäischer Staat einen sicheren Hafen angeboten.
Die Situation wird weiterhin aus der Luft durch das zivile Aufklärungsflugzeug Seabird 2 von Sea-Watch überwacht, das die Geschehnisse dokumentiert und Verstöße gegen das internationale See- und Menschenrecht öffentlich macht.
Dieser Fall offenbart die bewusste Politik des Sterbenlassens auf See durch die EU und die systematische Verweigerung von Menschenrechten auf der Flucht.
„Es ist beschämend, dass es den Mut eines einzigen Handelskapitäns braucht, um grundlegende Menschenrechte zu wahren, während europäische Regierungen weiterhin rassistische Politik unterstützen, die zu Tod, Traumata und Leid auf See führt“, sagt Paul Wagner, Sprecher von Sea-Watch.
Sea-Watch fordert:
- Freilassung des Sea-Watch Rettungsschiffs Aurora, festgesetzt auf Lampedusa zur sofortigen Rettung der Menschen
- Sofortige Verbringung der über 90 Menschen und Bergung der beiden toten Kinder in einem sicheren europäischen Hafen
- Ein Ende der illegalen Push- und Pullback auf See
- Eine von Europa geführte zivile Seenotrettungsoperation
- Sichere und legale Wege für Menschen nach Europa