Allein im letzten Jahr sind auf dem zentralen Mittelmeer weit über 3000 Menschen ertrunken; 2018 sind bereits über 500 Menschen ums Leben gekommen. Ohne das Suchflugzeug “Moonbird” – betrieben von Sea-Watch und der Schweizer Humanitären Piloteninitiative (HPI) –, wären es im 2017 mindestens 1000 Tote mehr gewesen. Immer wieder konnte das Flugzeug, das mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angeschafft wurde, sinkende Schlauchboote in letzter Sekunde entdecken und zivile Rettungsorganisationen informieren.
Sea-Watch freut sich über die Entscheidung der EKD, das Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ in den kommenden drei Jahren weiterhin zu fördern und damit alle zivilen Seenotrettungsschiffe auf dem Mittelmeer zu unterstützen.
Die zivile Seenotrettung wurde 2017 zum wichtigsten Faktor bei der Rettung von Menschenleben auf dem Mittelmeer. Fast die Hälfte aller Rettungseinsätze wurden von ehrenamtlichen Helfer_innen durchgeführt. Oftmals war das Flugzeug „Moonbird“ dabei entscheidend für den glücklichen Ausgang eines Rettungseinsatzes.
Moonbird-Einsatzleiter Ruben Neugebauer erinnert sich: „Den Ostersonntag 2017 werde ich nicht vergessen. Es war einer unserer ersten Einsatztage, wir hatten ein sinkendes Schlauchboot entdeckt, mehr als 10 Meilen entfernt von den Rettungsschiffen. Viele Menschen waren bereits ins Wasser gefallen. Manche trieben leblos in den Wellen, während wir über der Unglücksstelle kreisten. Wir haben im Cockpit geweint, als wir am Horizont die von uns alarmierten Schnellboote von Jugend Rettet sahen – ich weiß nicht, ob wegen der Toten oder vor Freude weil Rettung unterwegs war.“
In zahlreichen weiteren Fällen konnte die „Moonbird“ seitdem Boote ausmachen und die Koordination von Rettungseinsätzen unterstützen. Insgesamt war das Flugzeug seit Einsatzstart an der Rettung von über 20.000 Menschen beteiligt. Dennoch stand aufgrund der hohen Kosten zuletzt in Frage ob das Projekt weitergeführt werden kann. Die Betriebskosten sind trotz ehrenamtlicher Piloten sehr hoch; jeder Suchflug kostet rund 2000 Euro.
„Als rein spendenfinanzierter Verein können wir nicht parallel unser Rettungsschiff, die „Sea-Watch 3“, und das Aufklärungsflugzeug stemmen. Wir sind deshalb enorm froh, dass dank der Förderung der Evangelischen Kirche in Deutschland die „Moonbird“ weiterhin in der Luft bleiben kann. Dass die EKD in den kommenden 3 Jahren einen relevanten Teil der Kosten übernimmt, ist eine starkes Signal und entlastet uns sehr“, sagt Sea-Watch Vorstand Johannes Bayer.
Präses Manfred Rekowski, Leitender Geistlicher der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD, erläuterte die Förderentscheidung der EKD: „Jenseits aller migrationspolitischen Diskussionen führen uns die Luftbilder der Moonbird die Not der ertrinkenden Menschen vor Augen. Auch für Migranten und Schutzsuchende gilt das Selbstverständliche: ihre Rettung aus Seenot ist richtig und geboten, weil jedes Leben seinen Wert hat. Die Pflicht zur Seenotrettung gilt auch im Mittelmeer und ausnahmslos allen Menschen. Damit das Elend auf dem Mittelmeer nicht aus dem Blick gerät, damit Rettung geschehen kann und auch, damit wir uns unabhängig informieren können, was zwischen Libyen und Italien auf dem Wasser geschieht, braucht es dieses Flugzeug und den Einsatz der zivilen Seenotrettung.“
Rekowski betonte aber auch, dass Seenotrettung keinen Ersatz für einen grundsätzlichen Wechsel in der Migrations- und Asylpolitik darstelle. Es gelte weiterhin, bereits bei den Ursachen von Migration und Flucht anzusetzen, legale und sichere Zugangswege zu eröffnen, ein solidarisches Verteilsystem in Europa einzurichten und rechtsstaatliche Verfahren für Schutzsuchende zu gewährleisten. „Die Komplexität und Größe dieser politischen Aufgabe darf nicht dazu führen, dass wir uns an das Tausendfache Sterben im Mittelmeer gewöhnen oder es gar zum migrationspolitischen Kalkül machen.“
Die „Moonbird“ ist immer dann im Einsatz, wenn aufgrund der Wetterlage mit Seenotfällen zu rechnen ist. Alle Einsätze finden in enger Abstimmung mit der staatlichen italienischen Rettungsleitstelle in Rom statt. Die Flugzeugbesatzungen bestehen aus erfahrenen, ehrenamtlichen Piloten der Humanitären Piloteninitiative und Einsatzleiter_innen von Sea-Watch.
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