BREAKING: Sea-Watch bringt weiteres Schiff in den Einsatz
Der sogenannte Verhaltenskodex, der gestern in Rom vorgestellt wurde, wird keine Menschenleben retten, im Gegenteil. Anders die Sea-Watch 3: Als Reaktion auf die Untätigkeit der EU schickt Sea-Watch ein weiteres Rettungsschiff in den Einsatz. Viele Tausend Menschen ertrinken jährlich an Europas tödlicher Seegrenze. Die Europäische Union aber schaut dem Sterben tatenlos zu und lässt Italien mit den Folgen der humanitären Krise allein. Der in weiten Teilen rechtswidrige Verhaltenskodex ist eine verzweifelte Reaktion Italiens. Anstatt Lösungsansätze zu entwickeln, werden diejenigen in die Mangel genommen, die einspringen, wo staatliche Strukturen versagen: Die zivile Rettungsflotte. Was im Angesicht von erneut über 2000 Toten allein in diesem Jahr gebraucht wird, sind jedoch nicht mehr Regeln, sondern mehr Rettungskräfte!
Sea-Watch erneuert deshalb die eigene Flotte: Mit einem weiteren, deutlich größeren und flexibleren Schiff soll die zivile Rettungsflotte als Ganze gestärkt werden, um schlagkräftiger auf die anhaltende humanitäre Krise an Europas Außengrenzen reagieren zu können. Die Sea-Watch 3 war bereits als Rettungsschiff Dignity I für die Organisation MSF – Ärzte ohne Grenzen (Spanien) im Einsatz und ist für unsere Mission optimal ausgestattet und erprobt. Das Schiff ist dazu in der Lage, deutlich mehr Menschen aufzunehmen und angemessen zu versorgen, als es uns auf der Sea-Watch 2 möglich war. Sie ist ein Zeichen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen.
„Die EU lässt auf dem Mittelmeer willentlich Menschen ertrinken, indem sie sichere, legale Wege verweigert und noch nicht einmal ausreichend Ressourcen zur Seenotrettung zur Verfügung stellt,“ sagt Axel Grafmanns, Geschäftsführer bei Sea-Watch. „Die NGOs tragen derzeit die Hauptlast der humanitären Krise auf dem Mittelmeer und werden damit alleine gelassen.“ Die letzten Wochen kam es immer wieder zu Situationen, in denen die Schiffe der zivilen Flotte über die eigenen Kapazitäten hinaus belastet wurden, weil der Rettungsleitstelle in Rom die Ressourcen, oder der politische Wille fehlte, Unterstützung zu schicken. Auch Italien ist mit seinen Kapazitäten am Limit, weil die anderen EU Staaten ihrer Verantwortung nicht nachkommen. So musste etwa die mit 33 Metern verhältnismäßig kleine Sea-Watch 2 zuletzt um die 500 Menschen aus sinkenden Booten an Bord nehmen. „Wir standen vor der Entscheidung: Überladen wir unser Schiff und nehmen sie an Bord, oder lassen wir sie vor unseren Augen ertrinken. Das ist auf die Dauer kein Zustand,“ sagt Sea-Watch Einsatzleiter Reinier Boere.
„Da die Europäische Union immer öfter die Unterstützung bei der Seenotrettung verweigert, ist es für uns eigentlich alternativlos, selbst die Transportkapazitäten zu erhöhen, mit einem Schiff, mit dem wir im Zweifel auch nicht auf italienische Häfen beschränkt sind. Die Sea-Watch 3 bietet uns nicht nur größere Kapazitäten, sondern auch ein großes Plus an Sicherheit für Crew und Flüchtende“, sagt Sea-Watch Vorstand Sandra Hammamy.
Geschäftsführer Grafmanns: „Wir erleben derzeit eine deutliche Zuspitzung der humanitären Krise auf dem Mittelmeer. Rettungsressourcen werden verweigert, Rettungskräfte behindert. Daher ist es an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Wir vertrauen auf unsere zahlreichen Unterstützer und Unterstützerinnen, gemeinsam werden wir der Abschottungspolitik etwas entgegen setzen: 648 Tonnen Stahl und eine Crew, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt.“
Deine Spende für die Sea-Watch 3 unterstützt die gesamte zivile Rettungsflotte im Mittelmeer:
www.sea-watch.org/sea-watch-3