Wir brauchen eine klare Stellungnahme der Politik gegen Menschenrechtsverletzungen und für Seenotrettung. Am Weltflüchtlingstag (20. Juni) laden wir deshalb zum offenen Dialog auf die Konferenz “Flucht ist kein Verbrechen” ein. Wir freuen uns auf eine anregende Diskussion mit diesen Gästen auf unserem Podium im CK Ballhaus Berlin:
Dr. Violeta Moreno-Lax ist Jura-Dozentin an der Queen Mary University in London ist Expertin für Asyl- und Migrationsrecht. Sie lehrte unter anderem an den Universitäten Oxford, Liverpool und an der Haager Akademie für Völkerrecht. Sie ist EU-Asylrechtskoordinatorin der Flüchtlingsrechtsinitiative der Universität London, Co-Vorsitzende des Flüchtlingsgesetz-Observatoriums, Vermittlerin der Gesellschaft für Rechtswissenschaftliche Gesetze (SLS) sowie Mitglied des Lenkungsausschusses des Migrationsgesetzes. Zu ihren zahlreichen Publikationen zählen wichtige Beiträge in den Bereichen des internationalen und europäischen Flüchtlings- und Migrationsrechts, auch zu den Rechten von Migrant*innen auf See, der Situation im Mittelmeerraum und zum EU-Asylrecht.
Father Mussi Zerais Rolle in der Hilfe für flüchtende Menschen ist einzigartig: es ist seine Telefonnummer, die Menschen in Not wählen – denn oft ist er ihre letzte Hoffnung. Derzeit kommen diese Anrufe, die er rund um die Uhr entgegen nimmt, vor allem aus dem Mittelmeer. Er setzt sich dann sofort mit den italienischen Behörden in Verbindung, die schätzt, dass er so an der Rettung von mehreren Tausend Personen beteiligt war. Sein Engagement inspirierte auch die Gründung des „Alarmphones“, einer Notrufnummer, die rund um die Uhr von Menschen in ganz Europa betreut wird. Der heute in Italien und der Schweiz lebende gebürtige Eritreer ist Träger des Menschenrechtspreises 2016 von PRO ASYL und wurde für sein Engagement 2015 für den Friedensnobelpreis nominiert.
Kapitän Schmidt wurde bekannt, weil er mit seinem Schiff 2004 37 Flüchtenden das Leben rettete und dafür von den italienischen Behörden angeklagt wurde. Erst 5 Jahre später folgte der Freispruch für Kapitän Stefan Schmidt und den ehem. „Cap Anamur“-Vorsitzenden Elias Bierdel. Seit 2011 ist Schmidt ehrenamtlicher Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen beim Land Schleswig-Holstein und setzt sich nach wie vor für die maritimen Rettungseinsätze von Hilfsorganisationen ein. Als Mitbegründer von borderline-europe Menschenrechte ohne Grenzen e.V. fördert er die Vernetzung europäischer Initiativen, die Lobbyarbeit auf nationaler- und EU-Ebene, sowie die umfassende Information der Öffentlichkeit.
Die gebürtige Kenianerin Elizabeth Ngari ist seit 2015 in der humanitären Krise im Mittelmeer gründete 2002 mit mehreren geflüchteten Frauen die Initiative „Women in Exile“, welche flüchtlingspolitische Forderungen aus feministischer Perspektive stellt. Sie steht für das Empowerment von und durch geflüchtete Frauen, und sollte eine Lücke schließen, wo vorher ein echtes Forum für frauenspezifische Themen fehlte. Frauen machen immer wieder die Erfahrung der doppelten Diskriminierung – als Asylbewerberinnen und als Frauen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Flüchtlingsfrauen ihre Rechte kennen, findet Ngari. Women in Exile sieht sich als Schnittstelle zwischen Frauen- und Flüchtlingsbewegung. Sie organisieren z.B. Seminare und Workshops über Frauenrechte und leisten konkrete Hilfe, auch dabei, in der Gesellschaft Fuß zu fassen und anzukommen.
Aurélie Ponthieu ist humanitäre Spezialistin für Flucht und Migration und arbeitet seit mehreren Jahren für die Nicht-Regierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) als Journalistin und Beraterin. Ihre Publikationen liefern politische Analysen, sowie wissenschaftliche und fachpraktische Expertise über mehrere Krisenländer, welche zur Aufklärung über die humanitäre Katastrophe an Europas Grenzen beitragen (z.B. Huffington Post, MSF Blog). In häufigen Interviews informiert Aurélie Ponthieus (z.B, Financial Times, Guardian, FAZ) über die Positionen und die humanitäre Arbeit von MSF. Dabei setzte sie sich u.a. für die Schaffung sicherer Fluchtwege ein.
Der Allgemeinmediziner und Vorstand von Sea-Watch e.V. Frank Dörner ist seit 2015 in der humanitären Krise im Mittelmeer aktiv. Seit Jahrzehnten verbindet Dörner seine Erfahrungen als Arzt mit dem Engagement für eine andere Politik: In den 1990er Jahren gründete er das ‚Berliner Büro für medizinische Flüchtlingshilfe‘. Bevor er zu Sea-Watch kam, war er in humanitären Projekten von Ärzten ohne Grenzen Landeskoordinator und Arzt und schließlich für sechs Jahre als Geschäftsführer der deutschen Sektion tätig. Längere Aufenthalte führten ihn in den Nordsudan, Myanmar und Guatemala; im November 2014 engagierte er sich während der Ebola-Epidemie in Sierra Leone.
Herzliche Einladung zur Pressekonferenz am Weltflüchtlingstag, 20. Juni 2017 von 10 – 12 Uhr im CK Ballhaus Berlin!
Für die Koordination von Interviews, wenden Sie sich an presse@sea-watch.org