Kurz bevor das neue Sea-Watch Flaggschiff am 3. November zur ersten Mission ausläuft, verleiht Dänemarks größte Zeitung Politiken Sea-Watch in Kopenhagen den Freedom Prize. Die Krise auf dem Mittelmeer ist keineswegs zu Ende – das Sterben an Europas tödlicher Grenze geht weiter. Es sind aber immer weniger Schiffe zur Rettung Flüchtender unterwegs. Deshalb ist der Preis gerade jetzt ein wichtiges Signal. Sea-Watch schickt mit der Sea-Watch 3 erstmals ein Schiff in den Einsatz, das zu jeder Jahreszeit operieren kann. Das Preisgeld in Höhe von 100.000 Dänischen Kronen kommt so direkt der Rettung von Menschenleben zugute. Seit der Gründung 2015 hat Sea-Watch mehr als 35.000 Flüchtende aus Seenot gerettet.
„Solange ein einziger Mensch im Mittelmeer stirbt bei dem Versuch, ein besseres Leben zu erreichen, so lange sind Rettungsmissionen dort richtig und nötig!“ sagt Axel Grafmanns, Geschäftsführer von Sea-Watch. „Immer weniger Rettungsschiffe sind auf dem Mittelmeer unterwegs, da die Einsätze für unsere Crews deutlich schwieriger und gefährlicher geworden sind – nicht zuletzt wegen der Übergriffe durch die von der EU geförderte Libysche Küstenwache. Es sind aber nach wie vor Tausende gezwungen, in seeuntauglichen Booten ihr Leben zu riskieren, um den schrecklichen Bedingungen im Bürgerkriegsland Libyen zu entkommen. Wir nehmen den Preis daher stellvertretend für die gesamte zivile Flotte entgegen, die auf dem Mittelmeer zur Seenotrettung im Einsatz ist,“ so Grafmanns. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung mit dem Politiken Frihedspris, der gerade jetzt zum Missionsstart der Sea-Watch 3 ein wichtiges Signal gibt: Während die Europäische Union auf Abschottung setzt und libysche Milizen dafür bezahlt das Völkerrecht zu brechen, werden wir unseren Einsatz zur Einhaltung der Menschenrechte nicht aufgeben und mit der Sea-Watch 3 erstmals ein Schiff in den Einsatz schicken, das auch in rauer See sicher operieren kann.“
Sea-Watch Geschäftsführer Axel Grafmanns und Einsatzleiter Nico Jankowski haben am 31.10. in Kopenhagen den Freiheitspreis entgegen genommen (Foto: Miriam Tödter). Bei der Preisverleihung sprachen auch die beiden Politiken-Reporter Kjeld Hybel und Jacob Ehrbahn über ihre Erfahrungen auf Mission. Sie haben Bilder und Berichte von der Situation an Europas Außengrenzen 2017 mitgebracht. Mit Sea-Watch waren sie Zeugen von der humanitären Krise im Mittelmeer, vor der die Politik die Augen verschließt. Politiken sagt: „Its our privilege to honour people working for human rights, or in this case working for the right to life itself.“
Das sind die Bilder, die die Welt sehen muss: http://politiken.dk/fotografier/art6163563/They-struggle.-They-fight-to-get-out-of-the-water.-They-strain-to-find-something-to-cling-to.-Four-of-them-drown
Fotos und Titelbild: (c) Jakob Ehrbahn / Politiken
Ende der Woche wird das Flaggschiff der Sea-Watch Flotte, die Sea-Watch 3, von Malta aus zu ihrem ersten Rettungseinsatz starten. „Als eines der größten Schiffe der zivilen Flotte hat die Sea-Watch 3 nicht nur eine entscheidende Funktion in der Seenotrettung, wir haben auch eine Funktion als Beobachter,“ sagt Grafmanns. „Ohne zivile Beobachter würde die Europäische Kriegsmarine in Zusammenarbeit mit der Libyschen Küstenwache wohl noch viel unverhohlener gegen internationale Gesetze verstoßen.“