Wer Rettungskräfte behindert macht sich strafbar, niemand würde mit Absicht einen Krankenwagen blockieren – genau das passiert jedoch gerade: Rettungsschiffe werden blockiert, mit tödlichen Konsequenzen. Laut UNHCR ist es gestern erneut zu einem Bootsunglück gekommen, 114 Menschen werden vermisst. Es ist bereits das dritte seit Rettungsschiffe in Malta blockiert sind, am Sonntag ertranken mindestens 63 Menschen, Freitag waren es über 100 darunter 3 Babies. Bereits die Wochen zuvor waren mehrere Hundert Menschen ertrunken, der Juni ist mit 629 laut IOM der tödlichste seit 5 Jahren, obwohl lediglich halb so viele Menschen in Italien angekommen sind. Die Mortalität ist im Juni auf Rekordhoch und steht in direktem Zusammenhang mit der Verhinderung von Seenotrettung.
Niemand würde auf die Idee kommen, die freiwillige Feuerwehr vom Löschen eines Brandes abzuhalten, nur weil sie freiwillig ist. Genau das ist aber die Argumentation, mit der derzeit zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer verhindert wird. Man müsse Regeln für freiwillige Seenotretter schaffen wurde erst kürzlich beim EU Gipfel beschlossen. “Wer Rettungskräfte mit Absicht behindert gehört vor Gericht. Die 100 Toten von gestern sind die persönliche Verantwortung derer, die Rettungsschiffe blockieren lassen und so Seenotrettung auf dem Mittelmeer verhindern,” sagt Pia Klemp, Kapitänin der Sea-Watch 3, die in Malta am Auslaufen gehindert wird. “Dass unsere Rettungsschiffe vorsätzlich blockiert werden während wir die tödlichsten Wochen des Jahres erleben, dass nicht das Sterben sondern Seenotrettung aktiv verhindert wird, ist nicht nur beschämend, das ist kriminell.”
Sea-Watch fordert, die Hafenblockaden in Italien und Malta sofort aufzuheben, sowie ein Ende der Kriminalisierung von Seenotrettung und unterlassener Hilfeleistung seitens der Europäischen Staaten. Die Blockade der Rettungsschiffe in Malta ist dabei nicht der einzige Skandal der vergangenen Tage. Die Bootskatastrophe von Freitag wäre möglicherweise vermeidbar gewesen, wäre das Rettungsschiff Open Arms hinzu beordert worden, das sich in einem ähnlichen Seegebiet aufhielt. “Es geht hier um Behinderung von Rettungskräften,” sagt Sea-Watch Vorstand Johannes Bayer. “Wenn Rettungsschiffe von offizieller Stelle dazu angewiesen werden, einem Boot in Seenot nicht zu helfen, wie das am Freitag erneut geschehen ist und anschliessend Menschen sterben, dann muss das auch juristisch Konsequenzen haben. Unser Rechtssystem macht sich lächerlich, wenn es nicht dazu in der Lage ist, diese Täter zur Verantwortung zu ziehen, stattdessen aber Rettungskräfte wegen Nichtigkeiten vor Gericht stehen.”